Unklare Gesundheitsgefahr

Mikroplastikbelastung des menschlichen Gehirns nimmt zu

 Robert Klatt

Mikroplastik belastet das Gehirn (Symbolbild) )kcotS ebodAnomiW(Foto: © 

Die Organe des Menschen, vor allem das Gehirn, beinhalten immer mehr Mikroplastik. Es existieren Hinweise darauf, dass dadurch Blutgerinnsel im Gehirn entstehen und das Demenzrisiko zunimmt.

Albuquerque (U.S.A.). In den letzten Jahren hat die Medizin in nahezu allen Organen des Menschen Mikroplastik entdeckt, darunter laut einer Studie der Vrije Universiteit Amsterdam auch im Blut der meisten Personen. Forscher der University of New Mexico (UNM) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob die Belastung des menschlichen Körpers im Zeitverlauf zugenommen hat. Sie haben dazu unterschiedliche Organe von Menschen untersucht, die 2016 und 2024 gestorben sind.

Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Medicine haben die Wissenschaftler mit der Pyrolyse-Gaschromatografie/ Massenspektrometrie (Py-GC/MS) und unterschiedlichen Mikroskopiemethoden Gewebeproben aus der Leber, der Niere und dem Gehirn analysiert. Diese zeigen, dass die Belastung mit den kleinen Plastikteilchen in nur acht Jahren deutlich zugenommen hat.

Starke Mikroplastikbelastung des Gehirns

Am meisten Mikroplastikteilchen hat die Untersuchung im Gehirn entdeckt. 2016 waren es im Mittel 3.420 Mikrogramm pro Gramm Hirngewebe und 2024 4.760 Mikrogramm. Die Belastung der Leber ist von 140 Mikrogramm auf 470 Mikrogramm pro Gramm Lebergewebe gestiegen, während die Belastung der Niere nahezu gleichgeblieben ist.

Ein Großteil der Plastikpartikel war Polyethylen (PE), gefolgt von Polypropylen (PP). Laut den analysierten Gewebeproben besteht keine Korrelation zwischen der Mikroplastikbelastung der Organe und dem Alter des Menschen. Es scheint also so zu sein, dass die Partikel sich nicht mit zunehmendem Alter im Körper ansammeln, sondern dass die höhere Belastung mit dem höheren Vorkommen von Mikroplastik in der Umwelt zunimmt.

Gesundheitliche Auswirkungen des Mikroplastiks

Die gesundheitlichen Auswirkungen des Mikroplastiks auf die einzelnen Organe sind noch weitgehend unbekannt. Eine Studie der Chinese Research Academy of Environmental Sciences (CRAES) liefert jedoch kürzlich Hinweise darauf, dass die Plastikpartikel im Gehirn feine Blutgefäße verstopfen und dadurch Mikrothrombosen auslösen und die Gedächtnisleistung reduzieren.

Die aktuelle Studie der UNM liefert zudem Indizien darauf, dass die Partikel das Demenzrisiko erhöhen. Im Gehirn von zwölf Demenzkranken war die Konzentration mit 27.200 Mikrogramm pro Gramm Hirngewebe deutlich höher als bei den anderen Verstorbenen. Ob die hohe Mikroplastikkonzentration tatsächlich die Krankheit ausgelöst hat, kann die Studie jedoch nicht beantworten.

Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-024-03453-1

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