Demenzrisiko reduziert

Mittagsschläfchen erhalten das Hirnvolumen des Menschen

Robert Klatt

Frau bei einem Mittagsschläfchen )kcotS ebodAvadiraM(Foto: © 

Menschen, die regelmäßig Mittagsschläfchen halten, haben im Alter ein größeres Hirnvolumen. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit von Demenz und anderen kognitiven Erkrankungen.

London (England). In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien die Auswirkungen von Schlaf auf das Gehirn untersucht. Dabei wurde unter anderem entdeckt, dass Schlafmangel die Wahrnehmung des Menschen beeinflusst und bei Kindern zu Depressionen, einer geringeren kognitiven Leistung und weiteren Gesundheitsproblemen führen kann. Zudem zeigte eine Studie, dass Mittagsschläfchen das Risiko für Herzkrankheiten reduzieren.

Forscher des University College London (UCL) um Dr. Victoria Garfield haben nun entdeckt, dass Mittagsschläfchen dabei helfen, die Gehirngesundheit zu bewahren und den Verlust von Gehirnvolumen im Alter zu verlangsamen. Es besteht demnach ein direkter Zusammenhang zwischen regelmäßigen Nickerchen und einem erhöhtem Gesamtvolumen des Gehirns. Ein größeres Gehirnvolumen ist ein Zeichen für eine stabile Gehirngesundheit und verringert die Wahrscheinlichkeit von Demenz und anderen kognitiven Erkrankungen.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass kurze Mittagsschläfchen für einige Menschen ein Teil des Rätsels sein könnten, das dazu beiträgt, die Gesundheit des Gehirns im Alter zu erhalten.“

Gesundheitsdaten von 378.932 Menschen analysiert

Laut der Publikation im Fachmagazin Sleep Health haben die Forscher mithilfe der Mendelschen Randomisierung 97 Genvarianten identifiziert, die beeinflussen, ob Menschen zu Mittagsschläfchen neigen. Anschließend untersuchten sie, ob die Hirngesundheit und die kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen, die genetisch eher Mittagsschläfchen halten, sich von Menschen unterscheiden, die diese Genvarianten nicht besitzen. Verwendet wurden dazu Gesundheitsdaten von 378.932 Menschen aus der UK Biobank-Studie.

Deutliche Unterschiede im Hirnvolumen

Insgesamt haben Menschen, die zum Nickerchen neigen, ein größeres gesamtes Hirnvolumen. Die durchschnittliche Differenz beim Hirnvolumen liegt gegenüber Menschen, die die Gewohnheit des Nickerchens nicht besitzen, bei 2,6 bis 6,5 Alterungsjahren. Unterschiede in der kognitiven Leistung, die anhand der Reaktionszeit, der visuellen Verarbeitung und des Volumen des Hippocampus bestimmt wurde, entdeckten die Wissenschaftler hingegen nicht. Laut Valentina Paz wurde somit erstmals belegt, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Mittagsschläfchen und dem Hirnvolumen besteht.

„Dies ist die erste Studie, die versucht, den kausalen Zusammenhang zwischen dem gewohnheitsmäßigen Tagschlaf und kognitiven sowie strukturellen Ergebnissen des Gehirns zu entwirren. Durch die Betrachtung von genetischen Faktoren, die von Geburt an festgelegt sind, vermeidet die Mendelsche Randomisierung Störfaktoren, die im Laufe des Lebens auftreten können und die Assoziationen zwischen dem Nickerchen und Gesundheitsergebnissen beeinflussen könnten. Unsere Studie weist auf einen kausalen Zusammenhang zwischen dem gewohnheitsmäßigen Nickerchen und einem größeren gesamten Hirnvolumen hin.“

Informationen zur Dauer der Nickerchen der Probanden liegen nicht vor. Studien lieferten zuvor aber Indizien dafür, dass Minuten oder weniger die besten kurzfristigen kognitiven Vorteile bieten und dass Nickerchen möglichst früh am Tag erfolgen sollten, um den nächtlichen Schlaf nicht zu stören.

Sleep Health, doi: 10.1016/j.sleh.2023.05.002

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