Figurale Gedächtnistests

Mobilfunkstrahlung schädigt visuelles Gedächtnis von Jugendlichen

Robert Klatt

Figurale Gedächtnisleistung leidet unter Mobilfunkstrahlung )ed.oilexippanSkcotS(Foto: © 

Mobilfunkstrahlung schädigt bei jugendlichen Vieltelefonieren die Leistung des visuellen Gedächtnises. Besonders betroffen sind Personen, die mit der rechten Hand telefonieren, weil die betroffenen Hirnregionen so überdurchschnittlich viel Strahlung ausgesetzt sind.

Basel (Schweiz). Ob Mobilfunkstrahlung negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, ist bis heute in der Medizin umstritten. Einige Studien kamen in der Vergangenheit zu dem Ergebnis, dass die Strahlungsbelastung durch ihre hochfrequenten elektromagnetischen Felder die Gehirnaktivität lokal erhöht (JAMA) und den Ionenhaushalt des Denkorgans beeinflusst (PLOS ONE), andere Studien gaben hingegen Entwarnung und kamen zu dem Ergebnis, dass von der Strahlung keine Gesundheitsgefahr ausgeht.

Nun haben Wissenschaftler des Schweizer Tropen- und Gesundheitsinstituts, das zur Universität Basel gehört, untersucht, ob Handystrahlung das verbale und figurative Gedächtnis von Jugendlichen schädigt. Laut den Forschern hat „grade diese Altersgruppe eine besonders hohe Strahlenbelastung durch Handynutzung.“ Überdies befindet sich das Gehirn noch in der Entwicklung, was es besonders anfällig für strahlungsbedingte Veränderungen machen könnte.

Handynutzung von 700 Jugendlichen ausgewertet

Laut der im Fachmagazin Environmental Health Perspectives publizierten Studie beobachteten die Wissenschaftler dafür die Handynutzung von rund 700 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren mithilfe einer speziellen App und über persönliche Befragungen der Probanden. Außerdem wurde ermittelt wie die Jugendlichen ihr Smartphone beim Telefonieren halten. Während des Studienzeitraums ermittelten die Forscher durch standardisierte Tests ob Änderungen des verbalen und visuellen Gedächtnisses auftraten. Die Strahlungsbelastung wurde anhand der Nutzungsdauer, Nutzungsart und Haltung der Geräte abgeschätzt.

Strahlenbelastung beim Telefonieren am höchsten

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Strahlungsbelastung des Gehirns beim Telefonieren am größten ist. Jugendliche, die pro Tag im Durchschnitt 25 Minuten per Smartphone telefonieren haben laut der Kalkulation der Wissenschaftler eine mittlere Strahlungsdosis von 1.214 Milljoule pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Jugendliche Wenig-Telefonierer kamen im Durchschnitt auf die halbe Strahlungsbelastung.

Proportional zur Zunahme der Strahlungsbelastung konnten die Wissenschaftler eine Abnahme der Leistung in den figuralen Gedächtnistests feststellen. Überdies zeigt die Studie, dass die Gedächtnisleistung bei Jugendlichen, die ihr Handy beim Telefonieren in der rechten Hand halten überdurchschnittlich stark abnimmt. Dies liegt daran, dass die Hirnregionen, die wichtig für das visuelle Gedächtnis sind, sich in der rechten Kopfhälfte befinden.

Die Leistungen der verbalen Gedächtnistests verschlechterten sich hingegen bei den meisten Probanden durch die Strahlungsbelastung nicht. Einzig Jugendliche, die mit der linken Hand telefonierten schnitten hier signifikant schlechter ab, was vermutlich daran liegt, dass das Sprachzentrum sich in der linken Kopfhälfte befindet.

WhatsApp und Co. ohne Effekte aus das Gedächtnis

Überraschenderweise gab es bei Jugendlichen, die wenig telefonieren und stattdessen hauptsächlich mit ihrem Smartphone spielen, im Internet surfen oder Nachrichten verschicken keine Auswirkungen auf das visuelle oder verbale Gedächtnis. Dies zeigt laut den Wissenschaftlern, dass die negativen Effekte nicht durch die zusätzliche Ablenkung entstehen. Martin Röösli, Co-Autor der Studie erklärt, dass „dies darauf hindeutet, dass vom Gehirn absorbierte elektromagnetische Strahlung für die beobachteten Zusammenhänge verantwortlich sind.“

Laut Milena Foerster sind „noch weiteren Studien mit andere Populationen nötig, um den Einfluss anderer Faktoren auszuschließen und die Ergebnisse der Studie zu bestätigen.“ Außerdem betonen die Wissenschaftler, dass es „noch immer unklar ist, wie hochfrequente Mobilfunkfelder mit dem Gehirn interagieren.“ Biologische Modelle zeigen zwar, dass die Strahlung die Körpertemperatur erhöht, weitere Folgen wurden aber noch nicht eindeutig belegt. Die Studienautoren empfehlen aus diesem Grund „die Strahlenbelastung des Kopfes beim Telefonieren möglichst gering zu halten – beispielsweise durch den Einsatz von Headsets oder Lautsprechern beim Telefonieren.“

Environmental Health Perspectives, doi: 10.1289/EHP2427

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