Covid-19

mRNA-Impfstoff vermehrt sich im Körper

Robert Klatt

mRNA-Impfstoff ARCT-154 )moc.hsalpsnuregnazeB ymereJ(Foto: © 
Auf den Punkt gebracht
  • Der neue mRNA-Impfstoff ARCT-154 kann ich durch ein Enzym im Körper vermehren 
  • Eine Impfung braucht im Vergleich zu Biontech/Pfizer und Moderna deshalb deutlich weniger mRNA
  • Der Impfstoff ist deshalb deutlich günstiger und soll vor allem in armen Ländern als Booster verwendet werden

Ein neuer mRNA-Impfstoff Schutz vor Covid-19 kann sich durch die Zugabe eines Enzyms im Körper der geimpften Menschen vermehren.

San Diego (U.S.A.). Die beiden Biotechunternehmen Arcturus Therapeutict (U.S.A.) und Vinbiocare (Vietnam) haben einen mRNA-Impfstoff zum Schutz vor Covid-19 entwickelt, der vor allem in ärmeren Ländern eingesetzt werden soll. Das Besondere am Impfstoff ARCT-154 ist, dass dieser nicht nur die mRNA-Bauanleitung für das Spikeprotein von SARS-CoV-2 enthält, sondern auch Enzymen des Virus.

Diese Enzyme können im Körper des Menschen die mRNA mehrfach kopieren. Der Impfstoff verbleibt dadurch länger im Körper und die Zellen können somit aus weniger mRNA mehr Antigene herstellen, gegen die anschließend das Immunsystem T-Zellen und Antikörper produziert. Dieser Mechanismus läuft laut einem Artikel von Science.org nicht endlos weiter, weil die Vermehrungsfähigkeit der mRNA begrenzt wurde.

Günstige Herstellung und gute Lagerfähigkeit

Im Vergleich zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna reichen bei ARCT-154 deutlich kleinere Dosen. Die Herstellung ist also signifikant günstiger. Ein weiterer Vorteil ist die gute Lagerfähigkeit des Impfstoffs. Durch Gefriertrocknung kann dieser in ein Pulver umgewandelt werden, dass bei Raumtemperatur haltbar ist. Dieses kann durch die Zugabe einer Flüssigkeit dann wieder in den Impfstoff konvertiert werden.

Der Ansatz hat jedoch auch den Nachteil, dass in der RNA die Aminosäure nicht durch Pseudouridin ersetzt werden kann. In der Medizin gilt dieser Schritt als möglicher Grund für die hohe Schutzwirkung der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna. Die Wissenschaftler von Arcturus Therapeutict sind gegen der Ansicht, dass auch ohne den Austausch eine hohe Wirksamkeit erzielt werden kann.

Klinische Studie mit ARCT-154

Laut einer Publikation auf dem PrePrint-Server medRxiv konnte der Wirkstoff bei einer klinischen Studie während der Delta- und Omikronwelle eine hohe Schutzwirkung erzielen. An der Studie zwischen August 2021 und April 2022 nahmen 19.000 Probanden teil, die jeweils zwei Impfungen mit fünf Mikrogramm mRNA im Abstand von vier Wochen erhielten. Bei den Impfungen von Biontech/Pfizer (30 Mikrogramm) und Moderna (100 Mikrogramm) wird deutlich mehr mRNA verimpft.

Symptomatische Erkrankung konnte ARCT-154 in der Studie zu 55 Prozent verhindern. Zu schweren Krankheitsverläufen kam es bei 43 Probanden, von denen 41 (95,4 %) ein Placebo erhielten. Zudem starben zehn Probanden, von den neun (90 %) mit einem Placebo geimpft waren. Von den geimpften Probanden erkrankten zwei Personen schwer. Davon verstarb ein Proband, der jedoch sehr alt war und zu einer Risikogruppe gehört.

Die Schutzwirkung der Impfung von Biontech/Pfizer liegt zum Vergleich nach einem Booster bei der aktuell dominanten Omikronvariante für zwei bis zehn Wochen bei 75 Prozent. Danach nimmt die Schutzwirkung laut einer Studie des Gesundheitskonsortiums Kaiser Permanente jedoch schnell ab.

Keine schweren Nebenwirkungen

Insgesamt wurde der Impfstoff in der klinischen Studie gut vertragen. Die Nebenwirkungen waren meist mild oder moderat. Perikarditis (Herzbeutelentzündung) und (Herzmuskelentzündung) traten nicht auf. Dies könnte aber auch daran liegen, dass diese Nebenwirkungen sehr selten sind und sich deshalb aufgrund der Anzahl der Probanden nicht zeigten. Auch bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna kam es erst zu Herzbeutelentzündungen und Herzmuskelentzündungen als größere Teile der Bevölkerung geimpft waren.

Anwendung in Vietnam

Der vietnamesische Kooperationspartner Vinbiocare hat in Vietnam eine Notfallzulassung beantragt, die zeitnah erfolgen soll. Aktuell wird bereits in Hanoi eine Impfstofffabrik errichtet. In Vietnam ist bereits ein Großteil (80 %) der Bevölkerung geimpft. Der neue mRNA-Impfstoff würde also primär als Booster verwendet werden. Zudem möchte Acturus eine Zulassung in der EU, in den U.S.A. und im Vereinigten Königreich beantragen.

medRxiv, doi: 10.1101/2021.12.14.21267615

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