Robert Klatt
Handelsübliche Mundspülungen reduzieren die viruzide Aktivität von SARS-CoV-2 deutlich. Im klinischen Kontext könnten sie das Übertragungsrisiko deshalb sehr wahrscheinlich reduzieren.
Bochum (Deutschland). Im Anfangsstadium von Covid-19 erfolgt die Vermehrung und Übertragung der Viren hauptsächlich im Mund- und Rachenbereich. Studien mit anderen behüllten Viren, konnten bereits belegen, dass handelsübliche Mundspülungen das Infektionsrisiko deutlich verringern können. Wissenschaftler der Abteilung für Molekulare und Medizinische Virologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben deshalb untersucht, ob Mundspülungen auch bei SARS-CoV-2 wirken.
Das Team um Toni Luise Meister hat dazu laut ihrer Publikation im Journal of Infectious Diseases acht kommerziell erhältlichen Mundspüllösungen mit unterschiedlichen Wirkstoffen untersucht. Dazu nutzten die Wissenschaftler drei unterschiedliche SARS-CoV-2-Isolate, die mit einer Lösung vermischt wurden, um eine nasale Sekretion nachzubilden. Diese Expositionszeit während des Experiments lag ähnlich wie beim realen Mundspülen bei 30 Sekunden.
Laut den Studienautoren reagierten die verschiedenen SARS-CoV-2-Stämme hochempfindlich auf die Mundspülungen. Drei von acht Mundspülungen, die als Wirkstoffe entweder Ethanol, Polyvidon-Jod oder eine Kombination aus Dequaliniumchlorid und Benzalkoniumchlorid nutzen, erzielten dabei die besten Ergebnisse. Sie konnten die Infektivität der Viren um das Dreifache reduzieren und damit auf ein nicht mehr detektierbares Level bringen.
Auch die übrigen Mundspülungen mit anderen Wirkstoffen konnten die viruzide Aktivität im Experiment deutlich reduzieren. Sie erzielten Log-Reduktionsfaktoren von 0,3 bis 1,78. Lediglich ein Produkt mit dem Wirkstoff Polyhexamethylenbiguanid schnitt schlechter ab, erzielte aber noch immer eine moderate Reduktion der viruziden Aktivität.
Die Studienautoren konstatieren deshalb, dass „Mundspülungen im klinischen Kontext bei Patienten und medizinischem Personal das Potenzial haben, Virusübertragungen zu verhindern.“ Bereits angemeldete Studien sollen nun mit Covid-19-Patienten als Probanden diese These im klinischen Kontext evaluieren.
Journal of Infectious Diseases, doi: 10.1093/infdis/jiaa471