Titin

Mutation im menschlichen Protein verursacht Herzmuskelerkrankungen

Robert Klatt

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Die Gründe für Herzmuskelerkrankungen waren bisher nicht immer eindeutig. Eine Studie zeigt nun, dass Herzmuskelerkrankungen häufig durch eine Mutation im Titin-Gen (TTN) ausgelöst werden.

Göttingen (Deutschland). Die Medizin konnte bisher die Ursachen für Herzmuskelerkrankungen nicht eindeutig bestimmen. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) haben entdeckt, dass Mutationen im größten menschlichen Protein häufig zu einer dilatativen Kardiomyopathie (DCM) führen. Normalerweise ist das Protein Titin dafür verantwortlich, dass sich Muskeln, also auch das Herz, elastisch bewegen können. Eine Mutation im Titin-Gen (TTN) kann diese Funktion jedoch beeinträchtigen und damit Herzmuskelerkrankungen auslösen.

Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Science Translational Medicine untersuchten die Wissenschaftler für ihre Studie über 100 Herzgewebeproben. Beteiligt waren daran auch Forscher des Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen, des Deutschen Zentrum für Herz- und Kreislaufforschung, des Max-Delbrück-Zentrums Berlin und der Technischen Universität München.

Mutation im Titin-Gen verursacht Herzmuskelerkrankungen

Wie die Wissenschaftler erklären, war es bereits bekannt, dass ein Großteil der Herzmuskelerkrankungen durch Mutationen des Proteins Titin ausgelöst werden. „Die Ursachen einer dilatativen Kardiomyopathie sind vielfältig, die häufigste ist allerdings ganz klar die TTN-Mutation. Genau genommen geht es um Verkürzungen im Titin-Gen, sogenannte Trunkationen, kurz TTNtv“, erklärt Projektleiter Wolfgang Linke.

Zu wenig Titin

Die nun veröffentlichte Studie hat nun entdeckt, welcher Pathomechanismen für die Entstehung der Herzmuskelerkrankungen verantwortlich ist. In den Proben der TTNtv-DCM-Probanden fanden die Forscher in den Herzmuskelzellen deutlich weniger normales Titin als bei gesunden Menschen und DCM-Patienten ohne TTNtv.

„Das gesunde Allel produziert zwar normales Titin, kann die Schwäche des verkürzten Allels aber nicht kompensieren. Weniger Titin bedeutet weniger kontraktile, also zum Zusammenziehen fähige Einheiten. In der Folge ist die Kraftentwicklung vermindert und das Herz wird geschwächt“, erklärt Dr. Andrey Fomin.

Neue Behandlungsmethoden

„Unsere Studie ist eine für das Feld wegweisende Arbeit“, erklärt Linke. Die Erkenntnisse sollen nun genutzt werden, um neue Behandlungsmöglichkeiten für Herzmuskelerkrankungen zu entwickeln. Denkbar ist laut den Autoren etwa der Einsatz einer Genschere am Herzmuskel. Es könnten so DNA-Bausteine umgebaut werden, die die Mutation verursachen. Aktuell ist dies aber noch nicht möglich.

Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.abd3079

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