Robert Klatt
Beim Weg vom Leben in den Tod durchlaufen Menschen eine schmerz- und angstfreie Nahtoderfahrungen, die sich deutlich von Halluzinationen, Träumen, Illusionen und Wahnvorstellungen unterscheidet.
New York City (U.S.A.). Wissenschaftler der University of Louisville haben kürzlich erstmals die Gehirnaktivität eines Menschen Sekunden vor und nach dessen Tod aufgezeichnet und dabei Hinweise darauf entdeckt, dass vor dem Tod das Leben des Menschen tatsächlich vor seinem inneren Auge vorbeizieht. Eine Studie der NYU Grossman School of Medicine, die während der American Heart Association’s Scientific Sessions 2022 präsentiert wurde, hat nun weitere Hinweise darauf entdeckt, Nahtoderfahrungen real sind und dass es bei Menschen Rande des Todes und im Koma zu einer erhöhten Aktivität des Gehirns kommt.
Die Wissenschaftler um Sam Parnia, Professor und Direktor der Organisation für Intensivpflege und Reanimationsforschung, analysierten für ihre Studie die Erlebnisse von 567 Probanden, die einen Herzstillstand erlitten hatten und wiederbelebt wurden. Die Menschen waren also bewusstlos und kurz vor dem Tod.
Etwa ein Fünftel der Probanden berichtete, dass sie während der Nahtoderfahrungen fühlten, dass sie sich von ihrem Körper ablösten. Zudem konnten die Probanden ohne Stress oder Schmerzen zu empfinden wahrnehmen, was um sie herum geschah. Einige Probanden erklärten zudem, dass sie während der Nahtoderfahrungen ihr Leben komplett neu bewerteten.
Laut Parnia belegen die Ergebnisse, dass das Bewusstsein aktiv bleibt, auch wenn das Herz aufgehört hat zu schlagen und dass Menschen kurz vor ihrem Tod eine einzigartige Erfahrung durchlaufen.
„Unsere Ergebnisse belegen, dass Menschen am Rande des Todes und im Koma eine einzigartige innere bewusste Erfahrung machen, einschließlich Bewusstsein ohne Stress.“
Die Studie deckt sich dabei mit zahlreichen Nahtodberichten, in denen Menschen von einem friedvollen Abschied ohne Angst oder Stress berichten. Auch ein Abgleich der erinnerten Erfahrungen mit den gemessenen Gehirnwellenveränderungen spricht dafür, dass eine Nahtoderfahrung ohne Panik verläuft.
Laut den Autoren unterscheiden sich die Nahtoderfahrungen deutlich von Halluzinationen, Träumen, Illusionen und Wahnvorstellungen. Auffällig waren laut dem Studienleiter vor allem die erhöhte Aktivität und Marker für Klarheit im Gehirn der Patienten.
„Diese klaren Erfahrungen können nicht als Streich eines gestörten oder sterbenden Gehirns angesehen werden, sondern als einzigartige menschliche Erfahrung, die am Rande des Todes auftaucht.“