Neue Resistenzen

Nanoplastik stört die Wirkung von Antibiotika

Robert Klatt

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Nanoplastik bindet im Körper Antibiotika und reduziert dadurch deren Wirkung. Die lokal höheren Konzentrationen führen zudem zu neuen Antibiotikaresistenzen bei Bakterien.

Wien (Österreich). In der Medizin existiert seit einigen Jahren eine These, laut der Nano- und Mikroplastikpartikel, von denen Menschen laut einer Studie der Universität von Victoria (UVic) etwa 200.000 pro Jahr über ihre Ernährung aufnehmen, die Wirkung von Antibiotika beeinflussen können. Die These konnte bisher jedoch kaum untersucht werden, weil entsprechende Experimente mit lebenden Menschen auf ethischen Gründen nicht durchgeführt werden konnten.

Forscher der Medizinische Universität Wien haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, Nanoplastikteilchen mit einem Maximaldurchmesser von 0,001 Millimetern mit Antibiotika interagieren. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports haben sie dazu das Breitbandantibiotikum Tetracyclin, das unter anderem bei bakteriellen Infektionen der Atemwege, der Haut oder des Darms verabreicht wird, mit weitverbreiteten Plastikarten in Verbindung gebracht. Die Plastikarten waren Nylon 6,6 (N66), aus dem viele Textilien bestehen, sowie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polystyrol (PS), aus denen vor allem Verpackungen produziert werden.

Nanoplastikpartikel binden Tetracyclin

Die Experimente zeigen, dass Nanoplastik Tetracyclin bindet und deshalb die Wirkung des Medikaments reduzieren könnte. Am stärksten war dieser Prozess bei Nylon. Zudem haben die Forscher In-vitro-Experimente mit Tetracyclin-empfindlichen Zelllinien durchgeführt, die ebenfalls zeigen, dass Polystyrol die biologische Aktivität des Antibiotikums reduziert.

Angesichts dieser Ergebnisse erklären die Wissenschaftler, dass die Wechselwirkung von Nanoplastik mit Medikamenten die Nanoplastik im Körper des Menschen verändert und die lokale Antibiotikakonzentration erhöht.

„Besonders besorgniserregend ist unsere Erkenntnis, dass die lokale Konzentration von Antibiotika an der Oberfläche der Nanoplastikpartikel ansteigen kann.“

Neue Resistenzen durch Nanoplastik

Laut den Forscher kann diese lokale Konzentrationserhöhung dazu führen, dass Bakterien neue Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Dies würde auch erklären, wieso Antibiotikaresistenzen, eines der größten Probleme der Medizin, in den letzten Jahren stark zugenommen haben.

„In einer Zeit, in der Antibiotikaresistenzen weltweit zu einer immer größeren Bedrohung werden, müssen solche Wechselwirkungen berücksichtigt werden.“

Die Studie zeigt somit, dass Nanoplastik nicht nur ein direktes Gesundheitsrisiko ist, sondern auch ein indirektes Risiko, das die Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen erschweren könnte.

„Wenn Nanoplastik die Wirksamkeit von Antibiotika reduziert, stellt die Dosierung ein massives Problem dar.“

In weiteren Studien möchten die Forscher bald untersuchen, ob und wie Nanoplastik die Wirksamkeit von anderen Medikamenten verändert.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-024-75785-4

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