Hohes Sicherheitsniveau

Nebenwirkungen von Covid-19-mRNA-Impfstoffen meist mild und kurz

Robert Klatt

Covid-19-mRNA-Impfstoff )moc.hsalpsnuretsiemuaB akiM(Foto: © 

Eine umfangreiche Studie aus den U.S.A. belegt, dass Covid-19-mRNA-Impfstoffe meist nur milde und kurzzeitige Nebenwirkungen auslösen. Der ärztliche Behandlungsbedarf nach einer Impfung ist sehr gering.

Atlanta (U.S.A.). In den U.S.A. wurden in den ersten sechs Monaten nach der Markteinführung im Dezember 2020 mehr als 298 Millionen Dosen der Covid-19-mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna verabreicht. Laut einer Publikation im Fachmagazin Lancet Infectious Diseases kam es bei den Impfungen meist nur zu „leichten und vorübergehenden“ Nebenwirkungen.

Die Studie basiert auf Daten, des Überwachungssystems Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS), an das medizinisches Fachpersonal, Impfstoffhersteller und US-Bürger alle Ereignisse nach einer Impfung melden können. Zudem wurden Daten des v-safe-Systems analysiert, über das in der Woche nach der Covid-19-Impfung mittels einer Smartphone-App täglich eventuelle Nebenwirkungen abgefragt wurden.

92 Prozent leichte Nebenwirkungen

Die beiden Datenbanken zeigen, dass ein Großteil (92 %) der gemeldeten Nebenwirkungen mild und kurzzeitig waren. Meist bildeten sie sich schon ein bis zwei Tage nach der Impfung zurück. Weniger als ein Prozent der v-safe-Teilnehmer musste aufgrund von Nebenwirkungen medizinische Hilfe beanspruchen. Insgesamt gingen im Untersuchungszeitraum in der VAERS-Datenbank mehr als 340.000 Meldungen zu Nebenwirkungen der Covid-19-mRNA-Impfstoffe ein. Zu den meist milden Nebenwirkungen gehörten vor allem Kopfschmerzen (20 %), Müdigkeit (17 %), Fieber (16 %), Schüttelfrost (16 %) und Schmerzen (15 %). Lediglich ein kleiner Teil (6,6 %) der Nebenwirkungen wurden als schwerwiegend eingestuft. Am häufigste war dies Kurzatmigkeit (15 %).

„Die Sicherheitsüberwachung der COVID-19-Impfungen ist die intensivste in der US-Geschichte und die beiden komplementären Überwachungssysteme, die in dieser Studie genutzt wurden, sollten das Vertrauen in die Sicherheit der COVID-19-mRNS-Vakzine stärken“, erklärt Hannah Rosenblum vom Center for Disease Control (CDC).

Todesfälle nach Covid-19-mRNA-Impfung

Ein Teil (1,3 %) der gemeldeten Ereignisse waren jedoch auch Todesfälle. Ein Großteil (80 %) der etwa 4.500 Todesfälle entfielt auf ältere Menschen über 60 Jahre. Wie die Autoren erklären, waren die Ärzte aufgrund der Notfallzulassung der Covid-19-mRNA-Impfstoffe in den U.S.A. verpflichtet, unabhängig davon, ob ein potenzieller Zusammenhang zwischen der Impfung besteht oder nicht, alle Todesfälle zu melden. Ein ungewöhnliches Muster bei den Todesursachen konnten die Wissenschaftler nicht feststellen.

„Die Geschwindigkeit, mit der COVID-19-Impfstoffe unter Notfallbedingungen verabreicht wurden, speziell in den älteren Bevölkerungsgruppen, ist so noch nie dagewesen. Aufgrund ihres Alters hat diese Gruppe von vornherein eine höhere Sterberate als die Allgemeinbevölkerung und unsere Ergebnisse entsprechen den Todesraten, die in dieser Altersgruppe bei anderen Impfungen zu beobachten sind“, erklärt David Shay.

Häufige Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis

Mehr als die Hälfte (4,6 Millionen) der 8 Millionen Teilnehmer der v-safe-Befragungen berichteten von lokalen Nebenwirkungen nach der Impfung. Auch systemische Reaktionen wie etwa Müdigkeit oder Kopfschmerzen waren nicht selten (3,6 Millionen). Die Nebenwirkungen traten am häufigsten unmittelbar nach der Impfung auf. Sie waren fast immer leicht. Am häufigsten waren Müdigkeit (34 % nach der 1. Dosis, 56 % nach der 2. Dosis), Kopfschmerzen (27 % nach der 1. Dosis, 46 % nach der 2. Dosis), und Schmerzen an der Injektionsstelle (66 % nach der 1. Dosis, 69 % nach der 2. Dosis).

Kaum ärztlicher Behandlungsbedarf nach Covid-19-mRNA-Impfung

Sowohl nach der ersten als auch zweiten Dosis war der ärztliche Behandlungsbedarf aufgrund von Nebenwirkungen gering. Einen Arzt musste weniger als ein Prozent der Umfrageteilnehmer aufsuchen. Dies bezeichnet der Studienautor Tom Shimabukuro als „beruhigend“, weil die Daten belegen, dass die beiden mRNA-Vakzine gut vertragen werden. „Das entspricht den Daten aus den klinischen Studien und der Post-Market-Überwachung“, so Shimabukuro.

Sicherheitsrelevante Unterschiede zwischen den beiden Covid-19-mRNA-Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna gibt es laut der Analyse nicht.

Daten nicht repräsentativ

Die Autoren erklären jedoch, dass die VAERS-Datenbank nicht repräsentativ ist, weil sie lediglich auf freiwillige Meldungen beruht. Außerdem sind einige Bevölkerungsgruppen von v-safe ausgeschlossen, weil die Teilnahme nur mit einem Smartphone funktioniert.

Matthew Krantz und Elizabeth Phillips von der Vanderbilt University School of Medicine erklären in einem Kommentar, der ebenfalls im Fachmagazin Lancet Infectious Diseases erschienen ist, dass die Analyse „beruhigend“ ist. Laut ihren Ergebnissen muss zwar etwa eine Person von 1.000 Geimpften mit Nebenwirkungen rechnen, diese sind aber fast nie schwerwiegend.

„Es ist insbesondere beruhigend, dass es keine unerwarteten Sicherheitssignale gegeben hat, abgesehen von Myokarditis und Anaphylaxie, von denen man bereits wusste, dass sie mit mRNA-Vakzinen assoziiert sind“, so die Wissenschaftler.

Lancet Infectious Diseases, doi: 10.1016/S1473-3099(22)00054-8

Lancet Infectious Diseases, doi: 10.1016/S1473-3099(22)00123-2

Spannend & Interessant
VGWortpixel