Robert Klatt
Antikörpertherapien haben bei SARS-CoV-2 kaum funktioniert, weil das Virus schnell mutiert. Neue bispezifische Antikörper wirken bei Varianten von SARS-CoV-2.
Stanford (U.S.A.). SARS-CoV-2, das Virus, das Covid-19 verursacht, hat sich während der Pandemie mehrmals stark verändert. Die Antikörpertherapien haben durch die Mutationen des Virus schnell ihre Wirksamkeit verloren. Forscher der Stanford University haben nun eine Kombination aus zwei Antikörpern entwickelt, die in Labortests sowohl das ursprüngliche Virus als auch alle bekannten Mutationen bekämpfen konnten.
„Angesichts eines sich ständig verändernden Virus haben wir eine neue Generation von Therapeutika entwickelt, die gegen virale Evolution resistent sind. Diese könnten auch in Zukunft eine wertvolle Behandlungsoption für SARS-CoV-2-Infizierte darstellen.“
Laut der Publikation im Fachmagazin Science Translational Medicine haben die Wissenschaftler für ihre Studie Antikörper von genesenen Covid-19-Patienten analysiert. Dabei haben sie einen Antikörper entdeckt, der sich an die sogenannte Spike-N-terminalen Domäne (NTD) des Virus bindet. Diese Region galt bislang als wenig vielversprechend für therapeutische Ansätze, obwohl sie sich bei den Mutationen kaum verbindet.
Während der erste Antikörper als eine Art „Anker“ dient, bindet sich der zweite Antikörper an die Rezeptorbindungsdomäne (RBD) des Virus und verhindert dadurch, dass dieser in menschliche Zellen eindringen kann.
Die Forscher haben unterschiedliche Versionen der sogenannten bispezifischen Antikörper (CoV2-biRN) produziert und in Laborexperimenten erprobt. In den Tests haben die bispezifischen Antikörper alle bekannten SARS-CoV-2-Varianten neutralisiert. Eine Behandlung von Mäusen, die mit einer Omikron-Variante infiziert waren, hat zudem die Viruslast in der Lunge stark reduziert.
Nun wollen die Forscher weitere bispezifische Antikörper entwickeln, die auch gegen andere Coronaviren wirken sollen. Dazu gehören neben SARS-CoV-2 auch die Viren, die Erkältungen, das MERS-Virus und weitere Infektionen verursachen. Die Methode könnte sogar gegen andere Krankheitserreger wie Influenza und HIV erfolgreich sein.
„Viren entwickeln sich ständig weiter, um die Infektion der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Um dem entgegenzuwirken, müssen auch unsere Antikörpertherapien kontinuierlich weiterentwickelt werden.“
Science Translational Medicine, doi: 10.1126/scitranslmed.adq5720