Robert Klatt
Eine neue Immuntherapie, die die Gamma-Delta-T-Zellen des Immunsystems aktiviert, ermöglicht eine deutlich schonendere Krebstherapie. Erste Patienten sollen die Behandlung 2025 erhalten.
Wien (Österreich). Krebs wird meist durch eine chirurgische Entfernung des Tumors in Kombination mit einer Strahlen- oder Chemotherapie behandelt, um noch im Körper verbleibende Krebszellen zu beseitigen. Bei vielen Patienten kommt es durch die Strahlen- oder Chemotherapie aber zu starken Nebenwirkungen und die Lebenszeit wird oft nur geringfügig verlängert. Die Medizin sucht deshalb seit Langem nach neuen Therapien, die keine oder kaum Nebenwirkungen auslösen und den Krebs zuverlässiger vernichten.
Als besonders erfolgsversprechend hat sich dabei die Immuntherapie herausgestellt. Es handelt sich dabei um eine Therapie, die das Immunsystem des Patienten nutzt, um die Krebszellen in diesen Körper zu attackieren. Die natürliche Immunabwehr wird dabei mit speziellen Wirkstoffen verstärkt. Oft kommt es aber dazu, dass die Immuntherapie neben den Krebszellen auch gesundes Gewebe angreift und dass die zugelassenen Medikamente nicht gut vertragen werden. Bisher wird die Immuntherapie deshalb nur selten im klinischen Alltag verwendet.
Das österreichische Biotechnologieunternehmen Evobright hat nun eine Immuntherapie auf molekularer Basis vorgestellt, mit der eine deutlich schonendere Krebsbehandlung möglich ist. Wie Klaus-Peter Künkele, CEO und Mitgründer von Evobright gegenüber futurezone.at erklärt, hilft das innovative Medikament dem Immunsystem dabei, zwischen Krebszellen und gesundem Gewebe zu differenzieren.
„Wir bei Evobright haben uns zum Ziel gesetzt, innovative Krebsmedikamente zu entdecken und zu entwickeln, die das Immunsystem des Patienten in die Lage versetzen, Krebszellen in soliden Tumoren zu erkennen und zu zerstören und so das Leben von Krebspatienten zu verlängern und zu verbessern.“
Die Immuntherapie von Evobright aktiviert Gamma-Delta-T-Zellen, einen Typ von Immunzellen, der ansonsten bakterielle Infektionen in den Zellen des Menschen bekämpft. Wie eine Studie aus den U.S.A. mit 18.000 Probanden gezeigt hat, korrelieren diese Immunzellen am stärksten mit dem Überleben bei Patienten mit soliden Tumoren.
Damit die Gamma-Delta-T-Zellen des Immunsystems die Krebszellen angreifen, haben die Wissenschaftler von Evobright bispezifische Antikörper entwickelt. Werden diese Antikörper, die das Unternehmen „Evobodies“ nennt, dem Patienten verabreicht, sorgen sie dafür, dass die Gamma-Delta-T-Zellen die Krebszellen als bakteriell infiziert ansehen und sie daraufhin angreifen.
Laut Künkele wird so eine natürliche Immunantwort ausgelöst, die die fälschlicherweise als bakteriell infizierten Tumorzellen komplett beseitigen.
„Die bisher verfügbaren präklinischen Daten zeigen in vitro eine vollständige Eliminierung der damit markierten Tumorzellen durch die anwesenden Gamma-Delta-T-Zellen, und dies innerhalb weniger Tage. Gleichzeitig werden Zellen, die keine Tumormerkmale haben, verschont.“
Grundsätzlich kann die Immuntherapie bei allen Krebsarten verwendet werden. Der Fokus liegt aktuell auf Krebsarten, bei denen Therapien mit geringen Nebenwirkungen eine besonders hohe Bedeutung haben.
„Aufgrund des modularen Aufbaus unserer bispezifischen Evobodies können wir die Spezifität unserer Moleküle an unterschiedliche Krebsarten anpassen, damit später möglichst viele Patienten und Patientinnen von unserer neuen Behandlung profitieren können.“
Erste Krebspatienten sollen bereits 2025 in einer klinischen Phase 1 die schonende Immuntherapie erhalten.
„Obwohl in dieser Phase in erster Linie die Verträglichkeit jedes neuen Medikaments sichergestellt werden soll, hat die Erfahrung mit anderen erfolgreichen Immuntherapeutika gezeigt, dass es mit positiven Daten zur Wirksamkeit des neuen Medikaments bereits in dieser Phase auch möglich ist, den Weg bis zur Zulassung als Arzneimittel deutlich zu verkürzen.“