Robert Klatt
Ein neuer Bluttest erkennt anhand des Biomarkers Phospho-tau217 Alzheimer im noch symptomfreien Krankheitsstadium mit hoher Genauigkeit. Der Biomarker ermöglicht zudem eine Prognose des Alzheimerrisikos.
Lund (Schweden). Die Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer ist bisher kaum möglich, unter anderem, weil diese Krankheiten meistens erst diagnostiziert werden, wenn bereits deutliche Symptome wie Gedächtnisverlust auftreten. Forscher der Lund University haben nun einen Bluttest entwickelt, der mithilfe des Biomarkers Phospho-tau217 Alzheimer mit hoher Genauigkeit erkennen kann.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Medicine haben die Wissenschaftler mit 1.767 Probanden mit bestehenden kognitiven Einschränkungen erprobt, ob der Biomarker Alzheimer in einem sehr frühen, noch symptomfreien Krankheitsstadium erkennen kann. Außerdem haben die Forscher in Kooperation mit dem japanischen Unternehmen Fujirebio das automatisierte Bluttestsystem Lumipulse p-tau217 entwickelt. Dieses kann mithilfe von Blutproben prognostizieren, wie hoch das Alzheimerrisiko einer Person ist.
Bei den Probanden aus Krankenhäusern hat der automatisierte Bluttest eine hohe Genauigkeit erzielt (90 %), die auf dem Niveau einer Lumbalpunktion liegt. Bei Patienten aus der Primärversorgung und Senioren über 80 Jahren war die Genauigkeit des Tests geringer.
„Diese Entwicklung könnte es uns ermöglichen, gezielter zu entscheiden, wer weitere Untersuchungen wie eine Lumbalpunktion oder einen PET-Scan braucht – und wer nicht. Denn der Bluttest erkennt Alzheimer bereits im Frühstadium mit hoher Genauigkeit.“
Neben der hohen Genauigkeit hat die Analyse des phospho-tau217-Spiegels im Blut den Vorteil, dass diese in gängigen klinischen Laboren erfolgen kann. Es sind also keine Investitionen in neue Technik nötig.
„Wir könnten damit ein Werkzeug zur Verfügung stellen, das eine frühzeitige und genaue Diagnose ermöglicht – und gleichzeitig für eine gerechtere Versorgung und bessere Behandlungschancen sorgt.“
Die Wissenschaftler erklären jedoch, dass trotz der hohen Genauigkeit des Tests noch immer eine neurologische Untersuchung nötig ist, um die Ergebnisse zu bestätigen.
„Es ist wichtig hervorzuheben, dass die Ergebnisse von Biomarkern niemals isoliert betrachtet werden dürfen. Eine neurologische Untersuchung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt ist immer erforderlich.“
In Zukunft könnte der Bluttest die Kosten der Alzheimerdiagnose im Vergleich zu aktuellen Verfahren um bis zu 81 Prozent senken. In Kombination mit der breiten Einsetzbarkeit könnte dies dabei helfen, die Diagnose von Alzheimer im Frühstadium deutlich zu verbessern.
Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-025-03622-w