Glutenunverträglichkeit

Neues Medikament ermöglicht Behandlung von Zöliakie

Robert Klatt

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ZED1227 ist das erste Medikament zur Behandlung von Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), dessen Wirkung durch eine klinische Studie bestätigt wurde.

Mainz (Deutschland). Laut Daten der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG) leidet etwa einer von 1.000 bis 2.000 Menschen in der Bundesrepublik unter der Zöliakie. Die Autoimmunerkrankung löst starke Entzündungsreaktion beim Verzehr des Klebereiweißes Gluten aus, das vor allem in Getreide vorkommt. Zu den unmittelbaren Symptomen der Glutenunverträglichkeit, die zu den häufigsten entzündlichen Erkrankungen des Dünndarms gehört, sind Durchfälle, Erbrechen und Gewichtsverlust. Langfristig können auch schwere Mangelerscheinungen, Krebs und Unfruchtbarkeit entstehen.

Ein wirksames Heilmittel für die Krankheit gibt es trotz der weiten Verbreitung bisher nicht. Betroffene müssen daher bisher eine glutenfreie Diät befolgen. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz haben im New England Journal of Medicine einen neuen Wirkstoff vorgestellt, der beim Abbauprozess des Glutens ansetzt.

Überaktivität des Enzyms Transglutaminase-2

Normalerweise wird das Gluten im Dünndarm verdaut und von der Schleimhaut aufgenommen. Bei Menschen mit einer Glutenunverträglichkeit sorgt eine Überaktivität des Enzyms Transglutaminase-2 allerdings dafür, dass bei diesem Prozess Teile des Glutens in eine entzündungsfördernde und immunaktivierende Form umgewandelt werden.

Hemmung des Enzyms

Der neue Wirkstoff ZED1227 hemmt das Enzym Transglutaminase-2 und verhindert damit die Umwandlung des Glutens in die problematische Form. In einer klinischen Phase-IIa-Studie haben die Forscher um Detlef Schuppan den Hemmstoff an 160 Probanden mit Zöliakie erprobt. Die Teilnehmer erhielten 10, 50 oder 100 Milligramm ZED1227 oder ein Placebo.

Zur Untersuchung der Wirksamkeit konsumierten die Probanden täglich eine standardisierte Dosis Gluten. Der Zustand der Darmzotten wurde während der sechswöchigen Studie mithilfe von Endoskopien untersucht. Außerdem wurden die Probanden regelmäßig zu ihrem subjektiven Empfinden befragt.

Hemmstoff ZED1227 besitzt hohe Wirksamkeit

Die Studie zeigt, dass der Hemmstoff ZED1227 die typischen Zöliakiesymptome signifikant reduzieren kann. Auch die Entzündung der Darmschleimhaut verbesserte sich bei den Probanden trotz der Glutenaufnahme. Im Mittel reduzierte sich die Höhe der Darmzotten im Vergleich zur Placebogruppe in den sechs Wochen um 44 Prozent. Die Höhe der Wirkstoffdosis hatte dabei einen starken Einfluss auf den Effekt.

Die Wissenschaftler konstatieren deshalb, dass der Hemmstoff ZED1227 eine schützende Wirkung auf Schleimhaut hat und der Zöliakie entgegenwirkt. ZED1227 ist demnach das erste Medikament zur Behandlung von Zöliakie, dessen Wirksamkeit durch eine klinische Studie belegt wurde.

„Zöliakie-Betroffene verspüren durch die dauerhaft notwendige Vorsicht bei der Ernährung einen erheblichen Leidensdruck. Mit dem Transglutaminase-Hemmer ZED1227 wird ihnen zukünftig eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit unterstützend zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen, die ihnen zusätzlich einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität ermöglicht“, erklärt Schuppan.

Im Herbst 2021 soll eine größere Studie erfolgen, in der auch die Wirkung bei Patienten mit Zöliakie untersucht werden soll, bei denen eine glutenfreie Diät nicht die gewünschte Linderung bringt.

New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMoa2032441

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