Robert Klatt
Das Alongshan-Virus (ALSV) wurde 2017 erstmals in China entdeckt. Kürzlich wurde das Zeckenvirus erstmals in Deutschland nachgewiesen.
Hannover (Deutschland). Das Alongshan-Virus (ALSV) wurde 2017 in der Inneren Mongolei in China erstmals nachgewiesen. Eine Infektion mit dem Virus aus der Familie der Flaviviren verursacht grippeähnliche Symptomen, insbesondere Kopfschmerzen und Fieber. Bisher gibt es noch keine Impfung gegen das Virus. Die Ausbreitung des Alongshan-Virus erfolgt über Zecken. In Europa wurde das Virus von finnischen Wissenschaftlern erstmals 2019 nachgewiesen.
Wissenschaftler des Virologischen Instituts der Universität Zürich (UZH) haben das Alongshan-Virus 2022 zudem in der Schweiz entdeckt. Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg erklärte damals, dass es wahrscheinlich ist, dass auch Zecken in Deutschland bereits das Virus verbreiten. Laut ihm ist ein plötzlicher Ausbruch mit hohen Infektionszahlen und schweren Krankheitsverläufen aber unwahrscheinlich.
Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo), die kürzlich im Fachmagazin Microorganisms belegt nun, dass das Virus Deutschland erreicht hat. Die Forscher haben für ihre Studie Blutproben von Wildtieren aus den Jagdjahren 2017 bis 2019 des Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) untersucht.
In der Stichprobe befand sich unter anderem das Blut eines Rothirsches, welches positiv auf ALSV getestet wurde. Überdies konnten bei zusätzlichen Wild- und Haustieren ALSV-spezifische Antikörper identifiziert werden. Interessanterweise wurde dieses neuartige Virus nicht nur im Körper, sondern auch im Speichel von Zecken nachgewiesen, die an verschiedenen Orten gesammelt worden waren.
Laut Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin wurde das Alongshan-Virus neben Finnland und der Schweiz inzwischen auch in Frankreich und Russland nachgewiesen. Die zunehmende Verbreitung des Virus geht auch auf den Klimawandel zurück, der für milde Winter und wärmere Sommer sorgt und somit den Zecken gute Lebensbedingungen bietet.
„Die Verbreitungsgebiete vieler heimischen Zeckenarten haben sich in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet.“
Das Team der TiHo betont, dass umfassendere Forschungen erforderlich sind, um eine fundierte Bewertung der möglichen Gefahren, die das ALSV-Virus für die Gesundheit von Menschen und Tieren darstellen könnte, vornehmen zu können.
Microorganisms, doi: 10.3390/microorganisms11030543