D. Lenz
Nach Aussagen chinesischer Ärzte sind heute in China Zwillingsmädchen zur Welt gekommen, deren Gene offenbar mithilfe der Genschere CRISPR/Cas9 manipuliert wurden. Auch wenn die genetische Veränderung die Mädchen gegen den HI-Virus immun macht, so ist der Eingriff ethisch sehr skeptisch zu sehen.
Shenzhen (China). In China haben heute zwei anscheinend gesunde Zwillingsmädchen das Licht der Welt erblickt. Die Babys sind offenbar die ersten Menschen der Welt, bei denen im Embryo-Station die Genschere CRISPR/Cas9 eingesetzt wurde. Bei Lulu und Nana, wie die beiden Babys heißen, wurde genetisch die Eintrittspforte entfernt, durch die HI-Viren Menschen infizieren können. Der Deutsche Ethikrat spricht von einem Skandal.
Der leitende Wissenschaftler He Jiankui von der Shenzhen Universität berichtet, dass die beiden Mädchen so gesund zur Welt gekommen sind, wie jedes andere Baby auch. Bislang gibt es zu den genetisch veränderten Babys jedoch noch keine wissenschaftliche Publikation, lediglich einen Eintrag im chinesischen Register für medizinische Tests. Die Nachricht über die genetisch veränderten Babys kommt einen Tag vor dem internationalen Gipfel zum Human Genome Editing, der an der Universität Hongkong stattfinden wird.
Als Super-Gau für die Wissenschaft bezeichnet das Vorsitzendes des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, den aktuellen Fall. „Sollte es sich bewahrheiten, dass die beiden Babys mithilfe von CRISPR/Cas9 genetisch verändert wurden worden sind, wäre das für die Wissenschaft ein Super-Gau.“
Dabrock sieht in dem Eingriff „unverantwortliche Menschenversuche“, da sich zum jetzigen Zeitpunkt die Genschere CRISPR/Cas9 immer noch im Stadium der Grundlagenforschung befindet und noch weit davon entfernt ist, beim Menschen eingesetzt zu werden – vor allem da ungewollte Nebenerscheinungen und Spätfolgen noch unvorhersehbar sind.