Robert Klatt
Omega-3-Fettsäuren bremsen den epigenetischen Alterungsprozess. Am stärksten ist dieser Effekt in Kombination mit Vitamin D und regelmäßigem Sport.
Zürich (Schweiz). Der Körper des Menschen benötigt mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren für unterschiedliche Prozesse, darunter die Hirnentwicklung, den Aufbau von Zellmembranen und die Kontrolle der Blutfette. Enthalten sind Omega-3-Fettsäuren unter anderem in Fisch, Samen und Nüssen. Forscher der University of Sydney haben zudem ein neues Verfahren entwickelt, mit dem Bakterien die Fettsäuren produzieren können.
In den letzten Jahren haben unterschiedliche Tierversuche zudem Hinweise darauf geliefert, dass Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D den natürlichen Alterungsprozess bremsen können. Forscher der Universität Zürich (UZH) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob die beiden Nährstoffe auch beim Menschen die Alterung verlangsamen.
Laut der Publikation im Fachmagazin Nature Aging haben die Wissenschaftler dazu 777 gesunde Probanden über 70 Jahre in acht Gruppen unterteilt. Die Gruppen haben über einen Zeitraum von drei Jahren ein Vitamin-D-Präparat, ein Omega-3-Fettsäuren-Präparat. ein Placebo oder eine Kombination eingenommen und dreimal wöchentlich ein kurzes Sportprogramm absolviert.
Vor, während und nach dem Studienzeitraum haben die Forscher mit Blutproben untersucht, wie sich das epigenetische Methylierungsmuster der DNA ändert. Das Methylierungsmuster reguliert, welche Gene aktiv sind und beeinflusst dadurch das biologische Alter und die Gesundheit des Menschen stark.
Die Analyse zeigt, dass drei der vier untersuchten Biomarker bei Probanden aus den Gruppen, die Omega-3-Fettsäuren eingenommen haben, langsamer gealtert sind. Am Ende der Studie waren die Personen im Vergleich zur Kontrollgruppe biologisch um drei bis vier Monate jünger. Die Studie zeigt somit, dass Omega-3-Fettsäuren den Alterungsprozess im Erbgut des Menschen verlangsamt. Der beobachtete Effekt war bei Personen, die neben Omega-3 auch Vitamin D konsumiert haben und am Bewegungstraining teilgenommen haben, am größten.
„Eine Vitamin-D-Ergänzung und Bewegung (SHEP) waren hingegen nicht mit Veränderungen der Uhren verbunden.“
Trotz der positiven Studienergebnisse empfehlen die Forscher, Omega-3-Fettsäuren und Vitamine als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) nur dann zu nutzen, wenn ein tatsächlicher Bedarf besteht. Eine zu hohe Dosierung kann Gesundheitsprobleme auslösen.
Laut den Wissenschaftlern verstärken sich die positiven Gesundheitseffekte von Sport und den beiden Nährstoffen gegenseitig. Menschen, die körperlich aktiv sind, können deshalb stärker profitieren als Menschen, die die Nährstoffe lediglich über ihre Ernährung oder NEM aufnehmen.
Welche Stoffwechselprozesse dafür verantwortlich sind, dass Omega-3-Fettsäuren die epigenetischen Uhren bremsen, beantwortet die Studie nicht. Die Forscher möchten deshalb weitere Studien durchführen, die auch Menschen aus anderen Ländern einbeziehen. In der aktuellen Studie stammten alle Probanden aus der Schweiz.
Nature Aging, doi: 10.1038/s43587-024-00793-y