Robert Klatt
Der Online-Umsatz mit Medikamenten ist während der Covid-19-Pandemie deutlich gestiegen. Vor allem Senioren kaufen immer häufiger Medikamente im Internet.
Berlin (Deutschland). Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh) konnte der Onlinehandel während der Covid-19-Pandemie seinen Umsatz mit Artikeln des täglichen Bedarfs, darunter Lebensmittel, Drogerieartikel und Medikamente, um knapp 41 Prozent von 4,9 Milliarden Euro auf insgesamt rund 6,9 Milliarden Euro steigern. Online-Apotheken wie MedRezept konnten gegenüber dem Vorjahr ihren Umsatz um fast 34 Prozent auf 911 Millionen Euro erhöhen. Insgesamt wurde mit Medikamenten im Internet im Studienzeitraum ein Umsatz von 1,2 Milliarden Euro erzielt, was einem Wachstum von knapp 54 Prozent entspricht.
Es ist bemerkenswert, dass insbesondere ältere Menschen verstärkt den Online-Versandhandel in Anspruch nehmen. Laut der Studie waren ein Drittel der Onlinekäufer über 60 Jahre alt. Im Vergleich dazu lag dieser Anteil im Vorjahr lediglich bei jedem Fünften. Die sogenannten "Silver-Surfer" stellen somit aktuell mit über 30 Prozent die größte Kundengruppe im E-Commerce dar. Auf dem zweiten Platz folgen die 50- bis 59-Jährigen, die mit knapp 25 Prozent einen ebenfalls beachtlichen Anteil ausmachen.
Laut bevh-Präsident Gero Furchheim zeigen die Studiendaten deutlich, dass lokale Apotheken und der Einzelhandel in Zukunft digitaler agieren müssen, weil der Onlinehandel bei Kunden aller Altersgruppen einen immer höheren Stellenwert einnimmt.
„Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung des Handels hin zum E-Commerce deutlich beschleunigt, und unsere Branche hat ihr Leistungsversprechen erfüllt. Diese Entwicklung wird sich nicht mehr umkehren. Die gesellschaftliche und politische Debatte muss deshalb ihre Perspektive gründlich ändern: E-Commerce und seine Prozesse sind künftig die Basis, von der aus Kunden ihren Einkauf beginnen. Die Innenstädte und der Einzelhandel brauchen dieses digitale Fundament, um mit ihren stationären Angeboten den Kunden noch Mehrwerte zu bieten. Diese Stadtentwicklung muss sich dieser Realität endlich stellen und diejenigen konsequent einbinden, die den neuen Handel gestalten.“
Der bevh geht davon aus, dass das große Umsatzwachstum im E-Commerce nicht nur auf die temporäre Schließung des lokalen Einzelhandels zurückgeht, sondern vor allem auf die hohe Kundenzufriedenheit. Laut den Antworten der Umfrageteilnehmer war ein Großteil (95,3 %) mit ihrem Einkauf in Online-Apotheken zufrieden oder sehr zufrieden.
Die Verbraucherstudie zeigt zudem, dass 50 Prozent der im E-Commerce ausgegebenen Euros auf Online-Marktplätzen und Plattformen entfallen. Das bemerkenswerte Wachstum dieser Kategorie von über 20 Prozent ist auf eine steigende Anzahl großer und kleiner Händler zurückzuführen, die erstmalig durch die robuste Infrastruktur im E-Commerce aktiv geworden sind.
„Der Verkauf über Online-Marktplätze und Plattformen ist aufgrund der Bündelung von Kunden und Nachfrage heute ein unverzichtbarer Teil jeder E-Commerce-Strategie.“
Der Aufschwung der Plattform-Ökonomie macht auch vor dem Apothekenmarkt nicht Halt. Neben Versandapotheken wie Doc Morris und Shop Apotheke, die mittels Marktplätzen Kunden gewinnen möchten, planen vermehrt auch Verbünde stationärer Apotheken den Aufbau solcher Internet-Plattformen. Jüngst gaben der Apothekendienstleister Noventi und der Großhändler Phoenix den Start einer gemeinsamen Plattform bekannt. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) beabsichtigt ebenfalls, in absehbarer Zeit mit einer eigenen Plattform auf den Markt zu treten.
