Lebenszeituhr zurückgestellt

Parabiose - Junges Blut verlängert das Leben

Robert Klatt

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Ein Experiment mit Mäusen zeigt, dass das Blut junger Tiere die „Lebenszeituhr“ alter Mäuse zurückstellen kann. In den U.S.A. bieten Unternehmen bereits ähnliche Behandlungen für Menschen an.

Durham (U.S.A.). Der Zoologe Paul Bert hat die Parabiose Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals beschrieben. Damals hat Bert Hautstreifen von zwei Ratten entfernt und die Tiere zusammengenäht. Anschließend haben sich die Blutgefäße der beiden Ratten verbunden und es kam zu einem permanenten Blutaustausch. Inzwischen wird die Parabiose in der Wissenschaft primär in der Altersforschung diskutiert.

Forscher der Duke University (Duke) um James White haben nun Experimente mit Mäusen durchgeführt, laut denen das Blut junger Tiere das Leben alter Tiere verlängern kann. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Aging haben sie dazu die Haut mehrerer Mäuse partiell entfernt und jeweils eine junge Maus mit einer alten Maus an den Faszien für drei Monate verbunden. Als Kontrollgruppe wurde eine isochrone Parabiose aus zwei jungen und zwei alten Tieren durchgeführt.

Heterochrone Parabiose erhöht Lebensdauer

Die heterochrone Parabiose, bei der eine junge und eine alte Maus verbunden waren, verlängerte das Leben des alten Tieres im Vergleich zur isochronen Parabiose um sechs Wochen. Übertragen auf den Menschen entspricht dies einer Lebensverlängerung von vier Jahren, wobei es zweifelhaft ist, ob die Ergebnisse der Mäuse hochgerechnet werden können.

Lebenszeituhr der alten Mäuse „zurückgestellt“

Nach dem Abschluss der Parabiose studierten Wissenschaftler die Tiere für einen Zeitraum von zwei Monaten, um die Gründe für die erweiterte Lebensspanne zu identifizieren. Sie führten eine eingehende Untersuchung des genetischen Materials in Blut- und Leberzellen durch, wobei sie insbesondere auf epigenetische Modifikationen, sogenannte Methylierungen, achteten.

Diese Methylierungen haben das Potenzial, bestimmte Gene dauerhaft zu deaktivieren und deren genetische Informationen vom Zellmetabolismus auszuschließen. Laut einem biomathematischen Modelle, das die epigenetische Uhr auf Basis der Methylierungsmuster abbildet, hat die heterochrone Parabiose das biologische Alter der älteren Mäuse um mehrere Monate reduziert.

Genexpression in Leberzellen

Überdies haben die Wissenschaftler die Genexpression der Leberzellen untersucht, um Gene zu identifizieren, deren Aktivität sich durch die heterochrone Parabiose verändert hat. Ihre Ergebnisse zeigten eine erhöhte Aktivität von Genen in den Energiezentren der Zellen (Mitochondrien). Diese gesteigerte Energieproduktion könnte eine mögliche Begründung für die verlängerte Lebensdauer darstellen.

Lebensverlängerung beim Menschen

Die neuen Erkenntnisse könnten dabei helfen, Medikamente zu entwickeln, die den Alterungsprozesse stoppen. In den U.S.A. bieten bereits mehrere Unternehmen Plasmabehandlungen zur Bekämpfung des Alterns an. Ob diese eine Wirkung haben, wurde bisher in klinischen Studien noch nicht untersucht. Außerdem wurde sowohl bei Tieren als auch beim Menschen noch nicht erforscht, ob regelmäßige Bluttransfusionen eine heterochromen Parabiose ersetzen können.

Nature Aging, doi: 10.1038/s43587-023-00451-9

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