Cordyceps militaris

Parasitärer Raupenpilz könnte Krebsbehandlung verbessern

Robert Klatt

Raupenpilz (Cordyceps militaris) produziert Wirkstoff gegen Krebs )mahgnittoN fo ytisrevinUgnimaorhsuM /relkniW leinaD(Foto: © 

Cordyceps militaris, ein Pilz der Raupen tötet, produziert einen Wirkstoff, der das Wachstum von Krebszellen stark hemmt. Das Naturheilmittel könnte als Basis für neue Medikamente für menschlichen Krebspatienten dienen.

Nottingham (England). Der parasitäre Pilz Cordyceps militaris infiziert Raupen, die dann zu wandelnden Toten werden. Während der Pilz in seinen Opfern wächst, nutzt er deren Körper als Nahrung, bis diese schlussendlich sterben. In der traditionellen asiatischen Medizin werden die leuchtend orangefarbenen Fruchtkörper des Raupenpilzes, die aus den toten Schmetterlingspuppen wachsen und die chemische Verbindung Cordycepin enthalten, bereits seit langem als Naturheilmittel verwendet. Die sogenannte Puppenkernkeule soll die Nieren stärken, die Potenz verbessern und gegen Husten, Erkältungen und Lungenerkrankungen helfen. Es existieren zudem Hinweise darauf, dass Cordycepin auch in der Krebsbehandlung verwendet werden könnte.

„Bisher ist jedoch unklar, wie genau das Cordycepin seine therapeutischen Effekte erzielt.“

Wissenschaftler der University of Nottingham um Steven Lawrence haben deshalb eine Studie durchgeführt, die die Wirkung von Cordycepin auf unterschiedliche Krebszellen untersucht hat.

Zombiepilzmolekül hemmt Wachstum von Krebszellen

Laut der Publikation im Fachmagazin FEBS Letters zeigen die Analysen, dass Krebszellen den Pilzwirkstoff Cordycepin in Cordycepin-Trisphosphat, ein Analog des zellulären Energiemoleküls Adenosintriphosphat (ATP), umwandeln.

„Unsere Daten zeigen, dass die Konzentrationen des Cordycepin-Trisphosphats auf das Zehnfache der anfänglichen Cordycepin-Konzentration ansteigen.“

Anschließend hemmt das Zombiepilzmolekül in den Krebszellen die Bildung von zwei Wachstumsfaktoren, die essenziell für das weitere Tumorwachstum sind, in dem es die Produktion von Boten-RNAs unterbindet. Zudem reduziert das Molekül das Ablesen von hunderten Genen in den Krebszellen.

„Viele dieser Gene sind eng mit für Krebszellen typischen Merkmalen in der Angiogenese, dem Zellzyklus und den Signalwegen der Wachstumsfaktoren verknüpft. Diese zweifache Wirkung auf die Schlüsselpfade von PI3K/AKT/mTOR und MEK/ERK könnte erklären, warum das Cordycepin so stark auf die Vermehrung und das Überleben von Krebszellkulturen wirkt.“

Wie die Forscher erklären, ist die Hemmung mehrere Signalwege ein großer Vorteil für die Krebsbehandlung, weil das Risiko von Resistenzen dadurch deutlich abnimmt.

Krebstumore wachsen langsamer

Angesichts der positiven Ergebnisse haben die Forscher Experimente mit krebskranken Mäusen durchgeführt, deren Haut mit menschlichen Brustkrebszellen geimpft wurde. Es entstanden daraufhin bei den Tieren mehrere Tumore. Die Mäuse erhielten in den Experimenten wöchentlich zwei Injektionen mit 22 Milligramm Cordycepin pro Kilogramm Körpergewicht.

Nach nur sechs Wochen waren die Tumore der behandelten Mäuse signifikant kleiner als die Tumore der Mäuse aus der Kontrollgruppe. Im Mittel lag das Tumorvolumen bei den behandelten Tieren bei 0,15 Kubikzentimeter und bei den Kontrollmäusen bei 0,25 Kubikzentimeter.

Die Forscher sind der Ansicht, dass Cordycepin als Basis für neue Medikamente für menschliche Krebspatienten dienen könnte. Zudem ermöglicht das bessere Verständnis der Wirkung es, den Naturheilstoff als Arzneimittel aufzubereiten.

„Unsere Daten bestätigen damit, dass Cordycepin ein guter Ausgangspunkt für neuartige Krebstherapeutika ist. Gleichzeitig erklären sie, wie die positiven Effekte zustande kommen.“

FEBS Letters, doi: 10.1002/1873-3468.15046

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