Bakterien

Parodontitis - Zahnfleischentzündung erhöht Krebsrisiko

Robert Klatt

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Personen mit Parodontitis haben ein bis zu 68 Prozent höheres Risiko an Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs zu erkranken. Ausgelöst wird dies sehr wahrscheinlich durch die Bakterien der chronischen Zahnfleischentzündung.

Boston (U.S.A.). Parodontitis gehört trotz der steigenden Verbreitung elektrischer Zahnbürsten zu den häufigsten Volkskrankheiten. Die Zahnfleischentzündung trifft in Deutschland im Laufe des Lebens etwa jeden Zweiten. Zu den Folgen der bakteriellen Erkrankung gehören Entzündungen im Mundraum, Zahnfleischbluten und bei schlimmen Verläufen sogar der komplette Verlust der Zähne, die nicht mehr von dem sich zurückbildenden Kiefer gehalten werden können. Studien haben außerdem Indizien dafür geliefert, dass Parodontitis Alzheimer und Herz-Kreislauferkrankungen begünstigt.

Wissenschaftler der Harvard University in Boston haben im Fachmagazin Gut nun eine Studie publiziert, laut der die chronische Zahnfleischentzündung auch das Krebsrisiko erhöht. Das Team um Chun-Han Lo hat dazu Gesundheitsdaten von 98.000 Frauen und 49.000 Männern aus zwei Langzeitstudien ausgewertet und überprüft, ob es Zusammenhänge zwischen der Zahn- und Mundgesundheit und dem Entstehungsrisiko verschiedener Krebsarten gibt.

Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs

Wie die Analyse der Daten zeigt, sind Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs bei Personen mit einer starken Parodontitis überdurchschnittlich häufig. Auch unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren bleibt dieser Zusammenhang laut Lo bestehen. Parodontitis erhöht das Risiko für Speiseröhrenkrebs um 43 Prozent, bei Magenkrebs sind es sogar 52 Prozent. Bei Personen, die aufgrund einer Parodontitis bereits unter Zahnausfall leiden, ist das Risiko gegenüber mundgesunden Menschen sogar um 59 Prozent beziehungsweise 68 Prozent erhöht.

Bakterien und Zellveränderungen als Ursache

Als Ursache für das erhöhte Krebsrisiko kommen laut der Studie sowohl die Bakterien als auch die von ihnen ausgelösten Zellveränderungen infrage. Wie Lo erklärt, haben andere Studien Indizien dafür geliefert, dass die Parodontitis-Erreger Tannerella forsythia und Porphyromonas gingivalis in Vorstufen und Tumoren von Magenkrebs und Speiseröhrenkrebs überdurchschnittlich stark auftreten. Außerdem erzeugt Porphyromonas Stoffwechselprodukte, die zu Mutationen und DNA-Schäden führen und die Apoptose hemmen.

Lo konstatiert daher, dass „die Daten zusammengenommen die Bedeutung des oralen Mikrobioms für den Speiseröhren- und Magenkrebs unterstreichen.“ Die Studienautoren merken jedoch an, dass es sich lediglich um eine Beobachtungsstudie handelt, die keine kausalen Zusammenhänge beweist, sondern nur eine Korrelation belegt. Ein kausaler Zusammenhang ist laut Lo allerdings sehr wahrscheinlich, weil es schon länger bekannt ist, dass verschiedene Bakterien eine krebsauslösende Wirkung besitzen. Weitere Studien sollen nun belegen, ob dies auch auf die Parodontitis-Erreger zutrifft.

Gut, doi: 10.1136/gutjnl-2020-321949<

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