D. Lenz
Die zerkleinerte Artemisia-Pflanze bekämpft Malaria besser als das Medikament, welches aus dem Kraut gewonnen wird. Wenn sich die Ergebnisse aus den Versuchen mit Mäusen auf den Menschen übertragen lassen, könnte die Malaria-Therapie zukünftig erheblich günstiger und effektiver werden.
Amherst (U.S.A.). Mehrere hundert Millionen Menschen sind weltweit mit Malaria-Parasiten der Gattung Plasmodium infiziert. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben im Jahr 2009 mindestens 800.000 Menschen an der Krankheit. Eine neue Studie amerikanischer Forscher belegt, dass getrocknete und zerkleinerte Blätter der Artemisia-Pflanze wesentlich effektiver sind, als das teure Medikament, welches aus der Pflanze gewonnen wird.
Die Studie an Mäusen zeigt, dass die zermahlenen Blätter der Artemisia-Pflanze die gefährlichen Malaria-Erreger wesentlich effektiver abtöten als das eigentliche Medikament tut. Diese Erkenntnis könnte die Malaria-Therapie erheblich günstiger machen und jedem Entwicklungsland eine ökonomische Alternative bieten. Stephen Rich von der University of Massachusetts in Amherst berichtet in der Fachzeitschrift PLOS ONE ausführlich über die aktuelle Studie.
Bisherige Malaria-Medikamente enthalten zum Großteil den Wirkstoff Artemisinin, der aus dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) gewonnen wird. Um Artemisinin zu produzieren, wird der Wirkstoff in einem aufwendigen und kostenintensiven Prozess aus der Pflanze isoliert. Zudem muss das Malaria-Medikament oftmals noch mit anderen Medikamenten kombiniert werden. Dadurch wird die Arznei gerade für Entwicklungsländer, wo die meisten Menschen mit Malaria infiziert sind, viel zu teuer. Die amerikanischen Forscher suchten nach einer günstigeren Alternative und untersuchten daher, wie gut die natürliche Pflanze gegen die gefährliche Infektionskrankheit hilft.
Rich und seine Kollegen verglichen dazu die Wirkung von reinem Artemisinin mit der von getrockneten und zermahlenen Blättern der Beifuß-Pflanze an Mäusen. Diese wurden für den Versuch mit dem Plasmodium Erreger infiziert. Dieser spezielle Erreger befällt zwar nur Nagetiere, weißt aber zahlreiche Eigenschaften mit dem Erreger auf, der für Menschen lebensgefährlich ist. Nachdem den Mäusen das Naturprodukt verabreicht wurde, tötete dies in einem Zeitraum von 12 bis 72 Stunden erheblich mehr Parasiten ab als der reine Wirkstoff Artemisinin.
Obwohl der Wirkstoffgehalt bei dem Naturprodukt und dem Pharmaprodukt identisch war, zirkulierte bei dem Pflanzenheilmittel etwa 40 Mal mehr Artemisinin im Blutkreislauf. Nun vermuten die Forscher, dass in der Pflanze noch andere Wirkstoffe sind, die gegen den Malaria-Erreger helfen - bislang aber noch nicht bekannt sind. "Die Blätter von Artemisia enthalten eine Vielzahl von Stoffen, die interessant sind wegen ihrer offenkundigen, aber schwächeren Wirkung gegen Malaria", sagt die an der Studie beteiligte Biologin Pamela Weathers vom Worcester Polytecnic Institute.
Da Artemisia in den meisten Klimazonen der Erde gut angebaut werden kann, besteht bei den Forschern die Hoffnung, dass zukünftig wesentlich mehr Menschen von Malaria geheilt werden können. Weitere Versuche sollen nun zeigen, ob das Naturheilprodukt auch auf den menschlichen Malaria-Erreger übertragbar ist.