Robert Klatt
Die Spermienzahl ist in den letzten Jahrzehnten stark gesunken. Dafür verantwortlich sind unter anderem Insektizide.
Boston (U.S.A.). Eine Studie der Hebrew University of Jerusalem (HUJI) zeigte kürzlich, dass die im Zeitraum von 1973 bis 2018 die durchschnittliche Spermienkonzentration signifikant gesunken ist. Dafür verantwortlich ist unter anderem die häufige Handynutzung. Forscher der Cumhuriyet University haben zudem eine Studie publiziert, laut der auch E-Zigaretten zu einem Rückgang der Spermienanzahl führen könnten.
Forscher der Northeastern University (NU) und der George Mason University um Lauren B. Ellis haben im Fachmagazin Environmental Health Perspectives nun eine Metastudie publiziert, die untersucht hat, ob und wie Insektizide sich auf die Spermienzahl des Menschen auswirken.
„Angesichts ihrer Allgegenwärtigkeit in der Umwelt und der dokumentierten Gefahren für die Fortpflanzung ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie Insektizide die Spermienkonzentration beim Menschen beeinflussen.“
Die 25 analysierten Humanstudien decken einen Zeitraum von knapp 50 Jahren an und enthalten Gesundheitsdaten von 1.774 erwachsenen Männern, die aus Asien, Nordamerika, Südamerika oder Europa. Die Probanden waren den Insektiziden Organophosphaten und N-Methylcarbamaten ausgesetzt, die in vielen Ländern weitverbreitet sind.
Die Studienergebnisse deuten deutlich darauf hin, dass eine Verbindung zwischen dem Kontakt mit Insektiziden und einer reduzierten Spermienkonzentration besteht. Diese Insektizide stellen laut Melissa J. Perry ein signifikantes Problem für die öffentliche Gesundheit dar, insbesondere für Männer, die Nahrungsmittel und Wasser konsumieren, die mit diesen Chemikalien verunreinigt sind.
„Die verfügbaren Beweise haben einen Punkt erreicht, an dem wir regulatorische Maßnahmen ergreifen müssen, um die Insektizidexposition zu reduzieren.“
Das wissenschaftliche Team rät zu weiterführenden Studien, um die Effekte von Insektiziden auf die Spermienkonzentration und eine eventuelle Unfruchtbarkeit bei Männern genauer zu erforschen.
Environmental Health Perspectives, doi: 10.1289/EHP1267