Robert Klatt
Das Verhältnis von pflanzlichen und tierischen Eiweiß beeinflusst die Herzgesundheit stark. Am niedrigsten ist das Risiko für unterschiedliche Herzkrankheiten, wenn die Ernährung vor allem pflanzliche Proteinquellen enthält.
Boston (U.S.A.). Laut unterschiedlichen Studien hat der Fleischanteil in der Ernährung einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. Forscher der University of Cambridge haben etwa entdeckt, dass das Risiko für Typ-2-Diabetes durch verarbeitetes Fleisch, unverarbeitetes rotes Fleisch und Geflügel deutlich zunimmt. Nun haben Wissenschaftler der Harvard T.H. Chan School of Public Health eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob und wie das Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Eiweiß das Risiko unterschiedlicher Herzkrankheiten verändert.
Laut der Publikation im The American Journal of Clinical Nutrition haben die Forscher dazu Daten zu Ernährung, Lebensstil und Herzgesundheit von fast 203.000 Männern und Frauen aus einem Zeitraum von 30 Jahren analysiert, die im Rahmen der Nurses’ Health Studies I und II sowie der Health Professionals’ Follow-up Study erhoben wurden. Die Probanden wurden alle vier Jahre zu ihren Ernährungsgewohnheiten und ihre Gesundheit befragt. Die Forscher konnten so die gesamte Eiweißaufnahme der Menschen berechnen und diese in tierisches und pflanzliches Eiweiß unterteilen.
Im Studienzeitraum kam es bei den Probanden zu 16.118 Herz-Kreislauf-Erkrankungen (CVD), darunter mehr als 10.000 koronare Herzkrankheiten (CHD) und mehr als 6.000 Schlaganfälle. Die Analyse zeigt, dass ein höheres Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Eiweiß das Risiko für CVD und CHD deutlich reduziert. Teilnehmer mit dem höchsten Verhältnis von pflanzlichen zu tierischen Proteinen (1 zu 1,3) hatten im Vergleich zu Teilnehmern mit dem niedrigsten Verhältnis (1 zu 4,2) ein signifikant geringeres Risiko für CVD (19 %) und CHD (27 %).
„Der durchschnittliche Amerikaner konsumiert ein Verhältnis von 1:3 pflanzlichem zu tierischem Eiweiß. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein Verhältnis von mindestens 1:2 wesentlich effektiver ist, um CVD vorzubeugen. Für den Schutz vor CHD sollte das Verhältnis sogar 1:1,3 oder höher betragen, wobei die zusätzliche Proteinmenge aus pflanzlichen Quellen stammen sollte.“
Laut den Studiendaten ist die Risikoreduktionen bei Menschen mit einer insgesamt höheren Eiweißaufnahme am größten. Probanden, deren tägliche Gesamtenergiezufuhr mehr als ein Fünftel aus Eiweiß bestand (21 %) und die ein höheres Verhältnis von pflanzlichem zu tierischem Eiweiß aßen, hatten ein deutlich geringeres Risiko für CVD (28 %) und für CHD (36 %) als Menschen mit der geringsten Eiweißaufnahme (16 %).
Die Studie zeigt jedoch auch, dass es in der Ernährung eine Grenze gibt, bei der ein höherer Anteil von pflanzlichem Eiweiß keine Gesundheitsvorteile mehr bietet. Das Risiko für CVD sinkt demnach ab einem Verhältnis von 1 zu 2 nimmt mehr ab, während das Risiko für CHD auch bei höheren Verhältnissen noch weiter sinkt. Die Risikoreduktion beruht laut Forschern auf dem Ersatz von rotem und verarbeitetem Fleisch durch pflanzliche Eiweißquellen wie Nüsse und Hülsenfrüchte. Diese verbessern kardiometabolische Faktoren wie Blutfette, Blutdruck und Entzündungsmarker und liefern zudem Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und gesunde Fette.
„Die meisten von uns sollten beginnen, ihre Ernährung stärker auf pflanzliche Eiweißquellen auszurichten. Das bedeutet, weniger Fleisch zu essen, insbesondere rotes und verarbeitetes Fleisch, und dafür mehr Hülsenfrüchte und Nüsse zu konsumieren. Eine solche Ernährungsweise ist nicht nur gut für die menschliche Gesundheit, sondern auch für unseren Planeten.“
The American Journal of Clinical Nutrition, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.09.006