Robert Klatt
Covid-19 hat laut drei Studien die Anzahl plötzlicher Todesfälle außerhalb von Kliniken (OHCA) deutlich erhöht.
Paris (Frankreich). Covid-19 schädigt nicht ausschließlich die Lunge, sondern greift auch das Gehirn und andere Organe des Menschen an. Zu den bekannten Komplikation der Krankheit gehört auch der plötzliche Herztod. Drei unabhängige Studie aus der Region Paris, der Lombardei und New York zeigen nun, dass seit dem Beginn der Pandemie deutlich häufiger außerhalb der Kliniken Menschen tot aufgefunden werden.
Eine im The New England Journal of Medicine publizierte Studie von Wissenschaftlern der Policlinico San Matteo in Pavia zeigt, dass bereits in der ersten Covid-19-Welle die plötzlichen Todesfälle außerhalb von Kliniken (OHCA) laut der Datenbank „Lombardia CARe“ gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58 % zugenommen haben.
In Paris und New York hat die Anzahl plötzlicher Herztode noch deutlich stärker zugenommen.
Laut einer Studie des Hôpital Européen Georges Pompidou (Paris), die im Fachmagazin Lancet Public Health erschienen ist, hat sich der wöchentliche Inzidenz der OHCA am lokalen Höhepunkt der Erkrankung von 13,42 auf 26,64 pro 1 Million Einwohner nahezu verdoppelt.
In New York kam es laut einer Studie des Northwell Health-Lenox Hill Hospital, die im Journal of the American College of Cardiology veröffentlicht wurde, sogar zu einer Zunahme der OHCA um den Faktor 2,89.
Untersuchungen zeigen, dass bei vielen Covid-19-Patienten der Herzinfarktmarker Troponin deutlich ansteigt. Ein kausaler Zusammenhang ist deshalb pathophysiologisch plausibel. Auch der manchmal fulminante Krankheitsverlauf mit Thromboembolien und Lungenversagen könnte ein Faktor dafür sein, dass die Anzahl der Patienten, die außerhalb einer Klinik sterben, deutlich zunimmt.
Dies stützt auch eine kürzlich im wissenschaftlichen Journal Heart Rhythm publizierte Studie, die die Seroprävalenz der Bevölkerung in einzelnen Stadtteilen mit der Zahl der OHCA verglichen hat. Dabei fanden die Forscher eine eindeutige Korrelation, laut derer es an den Orten mit den meisten Covid-19-Infektionen auch die meisten OHCA gab.
Möglich ist aber auch, dass ein Teil der zusätzlichen plötzlichen Herztode auftritt, weil Menschen aus Angst vor einer Infektion Kliniken meiden. Dafür spricht auch eine britische Studie, die belegt, dass es während des ersten Lockdowns deutlich mehr kardiovaskuläre Todesfälle gab.
The New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMc2010418
Lancet Public Health, doi: 10.1016/S2468-2667(20)30117-1
Journal of the American College of Cardiology, doi: 10.1016/j.jacc.2020.07.021
Heart Rhythm, doi: 10.1016/j.hrthm.2020.11.022