Sinkende Spermienqualität

Produzieren Männer wirklich immer weniger Spermien?

Robert Klatt

Sinkt die Spermienanzahl tatsächlich? )kcotS ebodAnagarda(Foto: © 

Die Spermienmenge des Menschen soll laut unterschiedlichen Studien sinken. Eine neue Studie kam nun zu anderen Resultaten.

Kingston (Kanada). Forscher der Hebrew University of Jerusalem (HUJI) haben 2022 eine umfassende Metastudie publiziert, laut der die durchschnittliche Spermienkonzentration im Zeitraum von 1973 bis 2018 deutlich gesunken ist. Laut der Metastudie geht die Anzahl der Spermien jährlich um 1,1 Prozent zurück. In der Wissenschaft gibt es Thesen, laut denen der Spermienrückgang unter anderem auf übermäßigen Fernsehkonsum und zu enge Hosen zurückgeht. Es gibt zudem Studien, die belegen, dass eine intensive Handynutzung und der vermehrte Einsatz von Insektiziden die Spermienanzahl reduzieren.

Forscher der Queen’s University haben im Fachmagazin Human Reproduction nun eine Studie publiziert, laut der die Spermienanzahl des Menschen nicht sinkt. Die unterschiedlichen Ergebnisse sollten stattdessen dadurch zustande gekommen sein, weil die Methoden zum Zählen von Spermien weiterentwickelt wurden.

Samenproben von 6.758 Männern aus Dänemark

Im Rahmen der neuen Studie haben die Wissenschaftler Samenproben von 6.758 Männern im Alter von 18 bis 45 Jahren untersucht, die diese in Dänemark zwischen 2017 und 2022 abgegeben haben. Die Proben belegen, dass die Spermienkonzentration und Gesamtspermienzahl im zeitlichen Verlauf schwanken, aber nicht eindeutig sinkt. Die beobachteten Abweichungen sind zudem nicht statistisch signifikant.

Sinkende Qualität der Spermien 

Die aktuelle Studie bestätigt jedoch, dass die Qualität der Spermien abnimmt. Vor allem die Anzahl der beweglichen Spermien im Ejakulat ist von 61,4 Millionen im Jahr 2019 auf 48,1 Millionen im Jahr 2022 deutlich zurückgegangen. Laut den Forschern könnten dafür die Ernährungsgewohnheiten der Männer und ihre geringe körperliche Aktivität während der Covid-19-Pandemie verantwortlich sein.

Human Reproduction, doi: 10.1093/humrep/deae115

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