Robert Klatt
Die europäische Arzneimittelbehörde hat heute die Zulassung des Proteinimpfstoffs von Novavax empfohlen. Dieser enthält eine künstliche Version des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 und den Wirkverstärker Matrix-M, der mit Nanopartikel die Zellen durchlässiger macht.
Amsterdam (Niederlande). Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat für den Proteinimpfstoff von Novavax heute eine Empfehlung ausgesprochen. Nun ist nur noch die Zulassung der EU-Kommission nötig, bevor die ersten Menschen ab 18 Jahren mit dem neuen Impfstoff vor Covid-19 geschützt werden können. Dieser finale Schritt gilt aber nur als Formsache.
Es handelt sich dabei neben den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna und den Vektorimpfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson um den fünften in der Europäischen Union (EU) zugelassenen Impfstoff. Als erstes Präparat verwendet der Proteinimpfstoff von Novavax winzige Partikel, die aus einer künstlichen Version des Spike-Proteins von SARS-CoV-2 bestehen.
Experten hoffen darauf, dass sich auch Menschen mit dem Proteinimpfstoff impfen lassen werden, die den bisher verfügbaren Technologien misstrauen. Vor allem Impfgegner schätzen Totimpfstoffe laut einer repräsentativen Cosmo-Befragung von Anfang Dezember als sicherer ein. Novavax gehört je nach Definition zu diesen Mitteln.
Nach gängiger Definition bestehen Totimpfstoffe aus inaktivierten Erregern oder Erregerbestandteilen. Beim Proteinimpfstoff von Novavax wurde das Spike–Protein jedoch mithilfe gentechnischer Methoden künstlich erzeugt. Bei einer engen Auslegung der Definition handelt es sich demnach nicht um einen Totimpfstoff.
Die Immunisierung erfolgt mit dem Novavax-Impfstoff in zwei Dosen. Diese werden im Abstand von drei Wochen verabreicht. Dazu wird der Impfstoff in das Muskelgewebe des Oberarms gespritzt. Das Immunsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern. Weil diese allein nicht ausreichend schützen, wird der zweite Teil der Immunreaktion, die T-Zellantwort, durch den neuen Wirkverstärker Matrix-M ausgelöst. Dieser macht mit Nanopartikeln die Zellen durchlässiger und verbessert die Schutzwirkung signifikant.
In klinischen Studien erreichte der Proteinimpfstoff im Juni 2021 eine Wirksamkeit von 90 Prozent. Wie die Schutzwirkung von Novavax vor der neuen Omikron-Variante ist, ist bisher unklar.
Die EU-Kommission hat bereits 100 Millionen Novavax-Impfstoffdosen bestellt. Diese sollen bis Ende 2022 ausgeliefert werden. Außerdem besteht die Option auf 100 Millionen weitere Impfdosen bis Ende 2023. Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat den neuen Impfstoff für 2022 in seine Planung aufgenommen.