Robert Klatt
Männliche Reinigungskräfte haben ein 45 Prozent höheres Sterberisiko als Büroangestellte. Die Gründe dafür sind noch unklar.
Brüssel (Belgien). Eine Studie der Vrije Universiteit Brussel hat über zehn Jahre das Sterberisiko von weiblichen und männlichen Reinigungskräften untersucht. Wie die Studienleiterin Laura van den Boore erklärt, sind professionellen Reinigungskräfte permanent mit Staub, Schimmel, Feuchtigkeit und chemischen Reinigungsmitteln in Kontakt. Sie vermutete daher, dass diese problematische Mischung die Gesundheit und das Sterberisiko dieser Berufsgruppe auf irgendeine Art beeinflussen muss.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin International Archives of Occupational and Environmental Health analysierte das Team um van den Boore deshalb Sterbedaten von etwa 200.000 Männern und 60.000 Frauen aus unterschiedlichen Berufen. Sie konnten so ermitteln, dass das Sterberisiko von männlichen Reinigungskräften 45 Prozent höher ist als in risikoarmen Berufsgruppen. Das Sterberisiko von weiblichen Reinigungskräften ist 16 Prozent höher als bei Büroangestellten. Neben der erhöhten Sterblichkeit sind bei Reinigungskräften außerdem Atemwegserkrankungen deutlich häufiger.
Ob für das erhöhte Sterberisiko, die Reinigungschemikalien oder andere Gründe verantwortlich sind, konnte die Studie nicht erklären. „Es kann gut sein, dass die Substanz der Putzmittel selbst gar kein Risiko darstellt, aber dass die Art und Weise, wie sie benutzt oder mit anderen Mitteln kombiniert werden, sie also falsch eingesetzt werden, eine Erklärung für das höhere Sterberisiko sein kann“, erklärt van den Borre dem Belgischen Rundfunk.
Besonders oft treten bei Reinigungskräften Herz- und Gefäßkrankheiten, Lungenembolien sowie Lungenkrebs auf. Obwohl Reinigungskräfte im industriellen und gewerblichen Bereich häufiger mit aggressiven Reinigungsmitteln arbeiten, sind Reinigungskräfte in Privathaushalten stärker gefährdet. Dies könnte laut van den Borre daran liegen, dass Reinigungskräfte im industriellen Sektor sich den Risiken eher bewusst sind und deshalb vorsichtiger mit den Produkten umgehen.
Die Wissenschaftlerin rät professionellen Reinigungskräften, aber auch Menschen, die ihre eigene Wohnung putzen, deshalb bei der Nutzung von Reinigungsmitteln dazu, Handschuhe, eine Maske und eine Schutzbrille zu tragen. Außerdem sollten Reinigungsmittel nicht wahllos miteinander kombiniert werden, weil dadurch gefährliche Chemikalien entstehen können.
International Archives of Occupational and Environmental Health, doi: 10.1007/s00420-017-1252-9