Robert Klatt
Rauchen beschleunigt den natürlichen Alterungsprozess. Das Volumen und die Leistungsfähigkeit des Organs sinken dadurch schneller als bei Nichtrauchern.
St. Louis (U.S.A.). Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen der Gesundheit signifikante Schäden zufügen kann. Forscher der European Respiratory Society (ERS) haben etwa kürzlich ermittelt, dass bereits wenige Zigaretten das Risiko für Lungenkrebs deutlich erhöhen. Studien haben zudem belegt, dass die Gehirne von Rauchern kleiner sind. Die Wissenschaft konnte bisher aber nicht erklären, ob Rauchen das Gehirn verkleinert oder ob Menschen mit kleineren Gehirnen eher mit dem Rauchen anfangen.
Forscher der Washington University School of Medicine (WUSM) haben deshalb eine Studie von Gesundheitsdaten von etwa 32.000 Menschen aus der UK Biobank durchgeführt. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Biological Psychiatry: Global Open Science hat das Team um Yoonhoo Chang das Gehirnvolumen der Probanden mit ihrem Rauchverhalten und ihren Genen in Verbindung gesetzt.
Die Datenanalyse hat drei Korrelationen aufgedeckt. Personen mit einem genetisch bedingten erhöhten Risiko für Tabakkonsum neigten tatsächlich eher zum Rauchen. Weiterhin wurde festgestellt, dass Individuen mit dieser genetischen Disposition tendenziell ein geringeres Gehirnvolumen aufwiesen. Zudem zeigen die Daten, dass Menschen, die regelmäßig Zigaretten rauchen, ein kleineres Gehirnvolumen im Vergleich zu Nichtrauchern haben. Bemerkenswert ist auch, dass das Gehirnvolumen der Raucher mit der Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten abnahm.
Anschließend haben die Forscher untersucht, wie Rauchgewohnheiten, genetische Faktoren und das Gehirnvolumen miteinander verknüpft sind. Sie stellten dabei fest, dass eine genetische Prädisposition für das Rauchen zwar das Rauchverhalten beeinflusst, jedoch keinen unmittelbaren Einfluss auf das Gehirnvolumen hat. Der Rückgang des Gehirnvolumens wird demnach ausschließlich durch die Intensität und Dauer des Rauchens beeinflusst, was lediglich indirekt mit der genetischen Veranlagung zusammenhängt.
Laut Laura Bierut wirkt sich das reduzierte Gehirnvolumen auch die Gesundheit der Raucher aus. Der natürliche Alterungsprozess sorgt dafür, dass das Gehirn des Menschen kleiner wird. Dieser Prozess läuft bei Rauchern aber deutlich schneller ab.
„Eine Verringerung des Gehirnvolumens steht im Zusammenhang mit einer zunehmenden Alterung.“
Diese Erkenntnis ist besonders in Hinblick auf das zunehmende Durchschnittsalter der Bevölkerung von hoher Bedeutung, weil sie zeigt, dass Rauchen das Risiko für Demenz und andere neurodegenerative Krankheiten erhöht.
Die Forscher haben zudem untersucht, ob der Rückgang des Gehirnvolumens durch einen Rauchstopp umgekehrt werden kann. Dazu haben sie Daten von Menschen analysiert, die schon vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört haben. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Gehirne dieser Ex-Raucher dauerhaft kleiner blieben als die von Personen, die nie geraucht hatten. Dies deutet darauf hin, dass die durch das Rauchen verursachte Reduktion des Gehirnvolumens irreversibel ist.
„Man kann den bereits angerichteten Schaden nicht wiedergutmachen, aber man kann verhindern, dass noch mehr Schaden entsteht. Es gibt eine Sache, die Sie ändern können, um die Alterung Ihres Gehirns zu stoppen und sich keinem erhöhten Demenzrisiko auszusetzen, mit dem Rauchen aufhören.“
Biological Psychiatry: Global Open Science, doi: 10.1016/j.bpsgos.2023.09.006