Robert Klatt
Raucher haben bei Covid-19 eine deutlich höhere Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate als Nichtraucher. In vorherigen Studien wurde diese Korrelation teils nicht nachgewiesen, weil nicht die kumulative Rauch-Dosis, sondern nur die aktuellen Gewohnheiten der Patienten berücksichtigt wurden.
Ohio (U.S.A.). Eine Studie mit Gesundheitsdaten aus China lieferte bereits im März 2020 Indizien dafür, dass Rauchen das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf bei Covid-19 signifikant erhöht. Als Ursache dafür identifizierte eine Studie der University of California (UCLA), dass Rauchen die Bildung und Reifung vom Atemwegs-Stammzellen hemmt.
Einige Studien kamen aber auch zu gegenteiligen Ergebnissen, laut denen Rauchen kein eindeutiger Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf ist. In der Medizin sorgten diese Studien für Kontroversen, da SARS-CoV-2 neben der Lunge auch die Endothel der Blutgefäße infiziert, die durch Rauchen ebenfalls belastet werden.
Ein möglicher Grund für diese gegenteiligen Studienergebnisse könnten ungenaue Information in den Gesundheitsdaten der Patienten sein. In vielen Kliniken fragen Ärzte nur nach den aktuellen Gewohnheiten, berücksichtigten aber nicht, ob ein Patient in der Vergangenheit ein (starker) Raucher war. Entscheidend beim Rauchen ist aber die kumulative Dosis, also die Anzahl an Zigaretten, die ein Mensch während seines Lebens konsumiert hat. Im
Wissenschaftler der Cleveland-Clinic haben seit März 2020 im Rahmen der Covid-19-Pandemie Informationen zur kumulativen Rauch-Dosis in die Patientenakten aufgenommen. Erfasst wurden bisher 7.102 Patienten, von denen 910 ehemalige und 172 aktive Raucher waren. 341 dieser Menschen haben eine kumulative Rauch-Dosis von mindestens 30 Packungsjahren.
Laut einer im Fachmagazin JAMA Internal Medicine publizierte Analyse der Gesundheitsdaten lag die Hospitalisierungsrate dieser Gruppe 4,65-mal höher als bei Nichtrauchern. Außerdem mussten sie 2,11-mal öfter intensivmedizinisch behandelt werden und hatten ein 6,2-mal höheres Sterberisiko.
Ein Teil des erhöhten Risikos geht laut den Forschern auf das im Mittel deutlich höhere Alter der Langzeitraucher zurück. Wenn Faktoren wie das Alter, Geschlecht und die ethnische Herkunft herausgerechnet werden, war das Risiko bei mehr als 30 Packungsjahre für eine Hospitalisierung (Odds Ratio 2,25; 95-%-Konfidenzintervall 1,76 bis 2,88), eine intensivmedizinische Behandlung (Odds Ratio 1,69; 1,23 bis 2,35) und das Versterben an Covid-19 (Odds Ratio 1,89; 1,29 bis 2,76) aber noch immer signifikant höher.
Laut weiteren Analysen geht das höhere Risiko hauptsächlich auf Begleiterkrankungen des Rauchens zurück. 30 Packungsjahre haben bei 85,5 Prozent der im Mittel 71 Jahre alten Patienten eine arterielle Hypertonie ausgelöst. Außerdem hatten 47,2 Prozent ein Emphysem oder eine COPD, 43,1 Prozent eine koronare Erkrankung des Herzens, 32,3 Prozent eine Herzschwäche und 30,8 Prozent Krebs (in der Vergangenheit und aktuell) sowie 22,9 Prozent Asthma.
JAMA Internal Medicine, doi: 10.1001/jamainternmed.2020.8360