Kognitive Entwicklung

Reduziert Fluorid im Trinkwasser die Intelligenz von Kindern?

 Robert Klatt

Trinkwasser mit Fluorid )kcotS ebodAniekffoG(Foto: © 

In einigen Ländern wird Fluorid ins Trinkwasser gemischt, obwohl gesundheitliche Bedenken bestehen. Nun wurde untersucht, ob eine hohe Fluoridexposition die kognitive Entwicklung von Kindern beeinflusst.

Solna (Schweden). Fluorid ist ein natürlicher Bestandteil des Trinkwassers, kommt in den meisten Regionen aber nur in einer geringen Konzentration vor. In manchen Ländern, darunter Kanada, die U.S.A. Chile, Australien und Irland, wird deshalb in das Trinkwasser eine Konzentration von etwa 0,7 mg pro Liter hinzugefügt. Laut Forschern des Karolinska-Instituts (KI) ist dies jedoch aufgrund potenzieller Gesundheitsprobleme umstritten. Sie haben deshalb untersucht, ob Fluorid sich auf die kognitive Entwicklung von Kindern auswirkt.

„Angesichts der Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Risiken ist die Zugabe von Fluorid zum Trinkwasser umstritten und wurde in den U.S.A und Kanada breit diskutiert. Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass selbst relativ niedrige Konzentrationen von Fluorid die frühe Entwicklung von Kindern beeinflussen können.“

Laut der Publikation im Fachmagazin Environmental Health Perspectives haben sie dazu 500 Mütter und deren Kinder im ländlichen Bangladesch untersucht, wo die natürliche Fluoridkonzentration im Trinkwasser weder besonders hoch noch besonders niedrig ist.

Kognitive Fähigkeiten und Fluoridexposition

Im Rahmen der Studie haben Psychologen die kognitiven Fähigkeiten der Kinder im Alter von fünf und zehn Jahren mit standardisierten Tests bewertet. Die Fluoridexposition wurde mithilfe von Urinproben der Kinder und ihrer Mütter ermittelt. Die Forscher konnten so die Gesamtbelastung aus verschiedenen Quellen, darunter Trinkwasser, Nahrungsmittel und Zahnprodukte erfassen.

„Ich möchte betonen, dass Zahnpflegeprodukte wie Zahnpasta normalerweise keine bedeutende Quelle der Exposition darstellen, da sie nicht zum Schlucken bestimmt sind. Fluorid in Zahnpasta ist wichtig zur Kariesprävention, aber es ist wichtig, kleinen Kindern zu vermitteln, dass sie die Zahnpasta beim Zähneputzen nicht schlucken.“

Laut den Ergebnissen liegt die Fluoridkonzentration im Urin der schwangeren Frauen in Bangladesch im Mittel bei 0,63 mg/L. Eine höhere Fluoridkonzentration während der Schwangerschaft korreliert mit einer reduzierten Intelligenz der Kinder im Alter von fünf und zehn Jahren.

Schlechtere kognitive Fähigkeiten durch Fluorid

Außerdem zeigen die Daten, dass zehnjährige Kinder mit mehr als 0,72 mg/L Fluorid im Urin schlechtere kognitive Fähigkeiten haben als gleichalte Kinder mit weniger Fluorid im Urin. Am größten waren die Unterschiede beim verbalen Denken und bei der Verarbeitung von sensorischen Informationen. Bei fünfjährigen Kindern haben die Forscher hingegen keinen Zusammenhang zwischen den Fluoridkonzentrationen und ihren kognitiven Fähigkeiten entdeckt.

„Das könnte an der kürzeren Expositionszeit liegen aber auch daran, dass die Fluoridkonzentrationen im Urin bei jüngeren Kindern weniger zuverlässig sind, da es größere Schwankungen gibt, wie viel Fluorid im Körper aufgenommen und gespeichert wird, insbesondere in den Knochen.“

Die Forscher erklären, dass ihre Studie keine Kausalität beweisen kann. Sie wollen deshalb die entdeckten Zusammenhänge in anderen Bevölkerungsgruppen untersuchen und ein Modell entwickeln, um die möglichen molekularen Mechanismen zu untersuchen.

„Es besteht ein dringender Forschungsbedarf, um eine fundierte Grundlage zur Überprüfung der Gesundheitsrisiken von Fluorid und der Grenzwerte für Trinkwasser, Lebensmittel und Zahnpflegeprodukte, insbesondere für Kinder, zu schaffen. Selbst kleine Veränderungen in der Kognition auf Bevölkerungsebene können schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die öffentliche Gesundheit haben.“

Environmental Health Perspectives, doi: 10.1289/EHP14534

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