Genetische Anpassung

Regelmäßige Blutspenden verbessern die Regeneration der Blutzellen

 Robert Klatt

Blutspenden lösen genetische Anpassung aus )kcotS ebodAsllitSannA(Foto: © 

Regelmäßige Blutspenden führen zu einer Mutation im DNMT3A-Gen. Diese genetische Anpassung ermöglicht eine schnellere Neubildung von Blutzellen und reduziert wohl das Risiko für Blutkrebs.

Heidelberg (Deutschland). Das Blut des Menschen wird kontinuierlich durch Blutstammzellen im Knochenmark erneuert. Forscher der University of California, San Francisco (UCSF) haben kürzlich entdeckt, dass an diesem Prozess auch blutbildende Stammzellen in der Lunge beteiligt sind. Mutationen in solchen Blutstammzellen können dazu führen, dass diese zu großen Zellklonen werden. Diese sogenannte klonale Blutbildung betrifft rund zehn Prozent der Menschen ab 60 Jahren und über die Hälfte der Menschen über 80 Jahre. Die Klone erhöhen das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Blutkrebs und andere Krankheiten.

Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) haben nun eine Studie publiziert, die untersucht hat, ob häufiges Blutspenden die klonale Blutbildung beeinflusst. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Blood haben sie dazu Blutzellen von 429 männlichen Probanden aus dem Blutspendezentrum des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Frankfurt am Main (FFM) untersucht. Unter den Probanden waren sowohl Menschen, die über 100-mal Blut gespendet haben, als auch gleichalte Menschen, die höchstens zehnmal Blut gespendet haben.

Mutationen im DNMT3A-Gen

Die Blutuntersuchung zeigt, dass sich bei Viel- und Wenigspendern ähnlich viele Klone von Blutstammzellen bilden. Bei regelmäßigen Blutspendern treten Mutationen im DNMT3A-Gen jedoch deutlich öfter auf. Es handelt sich dabei um ein epigenetisches Gen, das die Genaktivität der Zelle reguliert.

Das DNMT3A-Gen hilft Blutzellen dabei, sich schnell an neue Bedingungen anzupassen. Es gibt aber auch Mutationen im DNMT3A-Gen, die Leukämie auslösen können. Die bei den regelmäßigen Blutspendern entdeckten DNMT3A-Mutationen gehören jedoch nicht zu den problematischen Mutationen.

Bessere Blutneubildung durch Mutation

Eine Analyse der DNMT3A-Mutationen zeigt, dass diese die Sensibilität der Blutstammzellen gegenüber dem Hormon Erythropoietin (EPO) erhöhen. Dieses Hormon wird normalerweise beim Menschen nach einem Blutverlust ausgeschüttet. Dank der höheren Sensibilität können Blutstammzellen mit der Mutation im DNMT3A-Gen sich schneller teilen und den Blutverlust schneller ausgleichen. Menschen, die regelmäßig blutspenden, haben also in Situationen, in denen schnell neues Blut gebildet werden muss, einen deutlichen Vorteil.

„Es ist, als würde sich der Körper an die Herausforderung anpassen und bestimmte Genvarianten begünstigen, die es erlauben, mit dem Stress nach der Blutspende besser umzugehen und die verlorenen Blutzellen schneller zu ersetzen.“

Laut der Studie haben die regelmäßigen Blutspender durch die Mutation keine Nachteile. Das Gleichgewicht der Blutbildung besteht demnach weiterhin und das Risiko für Krankheiten, die mit der klonalen Blutbildung in Verbindung stehen, ist nicht erhöht.

„Blutspenden retten Leben – und selbst auf tiefster molekularer Ebene sehen wir keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für die Spender. Unser Ergebnis bestätigt nun mit molekularen Daten die jahrzehntelange klinische Erfahrung.“

Die Forscher erklären zudem, dass die schnelle Bildung gesunder Blutzellen das Risiko für Blutkrebs senken könnte. Ob dies tatsächlich so ist, sollen Folgestudien mit mehr Probanden untersuchen.

Blood, doi: 10.1182/blood.2024027999

Spannend & Interessant
VGWortpixel