Kleinen Hufeisennasen

RhGB01 - Neues Coronavirus in britischen Fledermäusen nachgewiesen

Robert Klatt

Kleine Hufeisennase )0.3 AS-YB CC - gro.aidepikiw.eded.rethcilrutan / relliboR .C .F(Foto: © 

In Großbritannien wurde ein neues Coronavirus entdeckt. RhGB01 könnte durch eine Kreuzung mit SARS-CoV-2 auch für den Menschen gefährlich werden.

Norwich (England). Fledermäuse leben schon seit Millionen von Jahren mit unterschiedlichen Coronaviren in Koexistenz. Die Wissenschaft geht davon aus, dass jedes Tier im Mittel 2,7 Virenarten beherbergt. Insgesamt sollen es mehr als 3.000 verschiedene Coronaviren sein. Gefährlich für den Menschen werden diese Viren, wenn sie so mutieren, dass sie auch unsere Zellen infizieren können. Passiert ist dies bereits bei MERS, SARS und kürzlich bei SARS-CoV-2.

Die Fledermauspopulation wird deshalb überwacht, um mögliche Mutationen, die potenziell vor einem Artsprung auf den Menschen stehen, frühzeitig zu erkennen. Das Hauptrisiko ging dabei bisher von Fledermäusen in Südostasien und Südchina aus, deren Anzahl zoonotischer Coronaviren in den letzten Jahren stark zugenommen haben.

Neues Coronavirus aus England

Wissenschaftler der University of East Anglia haben nun in England ein neues Coronavirus entdeckt. Das Team um Jack Crook analysierte laut ihrer Publikation im Fachmagazin Scientific Reports 53 Kotproben von Kleinen Hufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) aus England und Wales. Zuvor wurde bei diesen Verwandten der Großen Hufeisennase noch keine Coronaviren entdeckt.

Gensignaturen eines unbekannten Virus

Das bei der Analyse gefundene zuvor unbekannte Coronavirus RhGB01 gehört wie SARS und SARS-CoV-2 zur Untergattung der Sarbecoviren. Es ist gleichzeitig der erste Nachweis eines Virus dieser Gruppe in Großbritannien und in Kleinen Hufeisennasen weltweit.

„Unsere Studie erweitert damit sowohl die geografische Verbreitung dieser Coronaviren als auch das Spektrum der von ihnen befallenen Arten. Die Betacoronaviren sind demnach deutlich weiter über die Hufeisennasen-Spezies verbreitet als bislang angenommen“, erklärt Diana Bell.

Gefahr für den Menschen?

Laut vergleichenden Genanalysen unterscheidet sich das neue RhGB01-Coronavirus in Schlüsselmerkmalen von den zoonotischen SARS-Viren. Die RNA ist lediglich zu 79 Prozent mit SARS-CoV-2 identisch. Auch die Rezeptorbindungs-Domäne von RhGB01 unterscheidet sich stark von den humanpathogen Coronaviren. RhGB01 ist in diesem Bereich nur zu 48 Prozent mit SARS-CoV-2 identisch.

„Dieses britische Virus ist keine Bedrohung für uns Menschen“, erklärt Andrew Cunningham. Laut der Analyse fehlen RhGB01 demnach für einen direkten Artsprung zu viele Anpassungen an den Menschen.

Weitere Mutationen wahrscheinlich

Dies könnte sich aber schnell ändern. „Das Problem ist, dass eine Fledermaus als Schmelztiegel für die Virenmutation fungieren kann. Wenn sich eine mit RhGB01 infizierte Fledermaus zusätzlich mit SARS-CoV-2 ansteckt, besteht die Gefahr, dass diese Viren sich kreuzen“, erklärt Cunningham. Es könnte durch die Hybridisierung ein neues Virus entstehen, dass auch den Menschen durch eine Übernahme der Anpassungen von SARS-CoV-2 infizieren kann.

„Es ist daher entscheidend, eine Übertragung von SARS-VoV-2 von Menschen auf Fledermäuse zu verhindern. Generell müssten global strikte Regelungen für alle eingeführt werden, die mit Fledermäusen und anderen Wildtieren in Kontakt kommen“, sagt Bell. Menschen, die mit Fledermäusen in Kontakt kommen, sollten deshalb immer eine Maske tragen und andere Schutzvorkehrungen befolgen.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass die Verbreitung der Sarbecoviren und ihre Möglichkeiten der Rekombination durch KO-infektionen bisher unterschätzt wurden“, konstatiert Cunningham.

Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-021-94011-z

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