Robert Klatt
Demenz wird immer häufiger bei Menschen unter 65 Jahren diagnostiziert. Eine Studie hat nun 15 Risikofaktoren für die Entstehung von Demenz bei unter 65-Jährigen identifiziert.
Exeter (England). Laut der Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz (DAlzG) wird bei Menschen unter 65 Jahren Demenz immer häufiger diagnostiziert. In Deutschland leiden mehr als 100.000 Menschen in der Altersgruppe an der Erkrankung des Nervensystems. Forscher der University of Exeter um David Llewellyn haben nun eine Studie publiziert, die 15 mögliche Risikofaktoren für die Entstehung von Demenz bei Menschen unter 65 Jahren identifiziert hat.
Laut der Publikation im Fachmagazin JAMA Neurology haben die Forscher Gesundheitsdaten von 350.000 Probanden unter 65 Jahren aus Großbritannien analysiert. Die Teilnehmer waren zu Studienbeginn im Mittel 54,6 Jahre alt. Im Studienzeitraum entwickelten 485 Probanden Demenz.
Die Wissenschaftler haben unterschiedliche Einflussfaktoren, die zur Entwicklung einer Demenz im jungen Alter beitragen können, untersucht. Der Fokus lag sowohl auf den Genen als auch auf Lebensstil- und Umwelteinflüssen. Es wurde insbesondere untersucht, welche spezifischen Lebensbedingungen, Verhaltensmuster und Krankheitsgeschichten das Demenzrisiko erhöhen. Es konnten so 15 Risikofaktoren ermittelt werden.
Außerdem konnten drei Faktoren ermittelt werden, die mit einem geringeren Demenzrisiko korrelieren.
Interessanterweise ergab die Analyse, dass weder der Konsum von Zigaretten noch mangelnde körperliche Aktivität oder eine schlechte Ernährung mit einem höheren Demenzrisiko assoziiert sind.
„Die Studie zeigt zum ersten Mal, dass wir möglicherweise Maßnahmen ergreifen können, um das Risiko der Erkrankung zu verringern, indem wir auf eine Reihe verschiedener Faktoren abzielen.“
Die Studie liefert jedoch keinen Beweis dafür, dass Depressionen direkt das Risiko einer Demenzerkrankung steigern. Es ist ebenso möglich, dass Personen, die an Depressionen leiden, aufgrund geringerer sozialer Interaktionen ein höheres Demenzrisiko aufweisen.
Zudem kann die Studie nicht belegen, dass ein moderater Alkoholkonsum das Demenzrisiko reduziert. wirkt. Dies könnte auf den sogenannten „healthy drinker effect“ zurückzuführen sein. Laut diesem Effekt haben Menschen, die Alkohol konsumieren, häufig einen besseren Gesundheitszustand als Menschen, die keinen Alkohol zu sich nehmen. Letztere meiden Alkohol womöglich, weil sie Medikamente einnehmen müssen oder bereits gesundheitliche Probleme haben. Daher ist nicht der Alkoholkonsum selbst schützend, sondern vielmehr hindern bestehende Krankheiten diese Personen am Trinken.
JAMA Neurology, doi: 10.1001/jamaneurol.2023.4929