Robert Klatt
In Deutschland sind laut einer Modellrechnung 300.000 neue Omikron-Fällen pro Tag realistisch. Trotzdem raten die Wissenschaftler von Kontaktbeschränkungen ab.
Berlin (Deutschland). Wissenschaftler des Robert-Koch-Institut (RKI) und der Humboldt-Universität Berlin (HU Berlin) haben anhand einer Modellrechnung die möglichen Verläufe verschiedener Szenarien der Omikron-Welle in Deutschland ermittelt. Laut den Ergebnissen ist bis zum 1. April 2022 mit 300.000 neuen Omikron-Fällen pro Tag zu rechnen. Trotzdem raten die Autoren von Kontaktbeschränkungen ab.
Stattdessen ist laut den Forschern effektiver, die Covid-19-Welle lediglich abzuflachen, anstatt die komplett zu unterdrücken. Dazu reichen bereits geringe Kontaktreduktionen. Eine strikte Kontaktreduktion würde laut der Studie hingegen zu einem starken Rebound-Effekt führen. Dies bedeutet, dass die Anzahl der Neuinfektionen nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen massiv ansteigen würden.
Außerdem könnten Kontaktbeschränkungen dazu führen, dass es insgesamt zu mehr Omikron-Fällen kommt, weil die Wirkung der Booster-Impfungen am Ende der Kontaktbeschränkungen bereits schwächer wäre. Flacht man die Welle hingegen lediglich ab, kommt es kontinuierlich zu Neuinfektionen, die eine natürliche Immunität in der Bevölkerung schaffen, ohne dass dadurch das Gesundheitssystem überlastet wird.
Kontaktbeschränkungen wurden demnach „zu einer potenziell hohen Belastung des Gesundheitssystems und der kritischen Infrastruktur“ führen, erklären die Wissenschaftler um die Physiker Benjamin Maier und Dirk Brockmann. Auch das RKI erklärt, dass das deutlich geringere Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante Hoffnung macht.
Laut des Modells ist eine Medianhöhe von 16,5 Millionen Omikron-Fällen bis zum 1. April 2022 realistisch. Zudem berechneten die Wissenschaftler, dass im Median mit Maximalwerten mit etwa 300.000 neuen Fällen pro Tag zu rechnen ist. Die Schwankungsbreite ist jedoch sehr hoch. Die Streuung bei den Fällen pro Tag liegt zum Beispiel zwischen 55.000 und 800.000.
Wie die Forscher erklären, ist bei dem verwendeten Modell bei großen Ausbrüchen eine Überschätzung der Peak-Höhe um zehn Prozent möglich. In der Realität könnte die Ausbruchshöhe demnach etwas geringer ausfallen.