Mitochondrien

Rotlicht kann altersbedingte Ermüdung der Sehkraft verhindern

Robert Klatt

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Rotes Licht erhöht die Aktivität der Mitochondrien und verbessert dadurch die Energieversorgung der Netzhautzellen und den Sehsinn.

London (England). Der natürliche Alterungsprozess der Netzhaut verursacht bei Menschen ab etwa 40 Jahren einen langsamen Verlust der Sehkraft. Dies wird dadurch ausgelöst, dass die Produktion des Moleküls ATP in den Mitochondrien der Netzhautzellen zurückgeht. Die Retinazellen erhalten somit im hohen Alter bis zu 70 Prozent weniger Energie und die Leistung der Sehsinneszellen sinkt.

Wie Glen Jeffery vom University College London erklärt, „lässt der Sehsystem signifikant nach, wenn man älter wird.“ Laut Jeffery „werden die Sensitivität der Netzhaut und auch das Farbsehen schleichend unterminiert.“ Dies wirkt sich am stärksten auf die Sehfähigkeit bei ungünstigen Lichtverhältnissen und die Erkennung schwacher Farbkontraste aus.

Licht erhöht Aktivität der Mitochondrien

Versuche mit Mäusen haben bereits in der Vergangenheit belegt, dass bestimmte Wellenlängen des Lichts die Aktivität der Mitochondrien erhöhen und damit die ATP-Produktion der Zellen anregen. Laut Jeffery „haben Mitochondrien spezifische Lichtabsorptions-Merkmale, die ihre Leistung beeinflussen.“ Wie der Wissenschaftler erklärt, „werden längere Wellenlängen von 650 bis 1.000 Nanometern besonders gut von Mäusen aufgenommen und erhöhen die Leistung und Energieproduktion der Mitochondrien.“

Um herauszufinden, ob dieser Effekt auch beim menschlichen Auge auftritt, haben die Wissenschaftler eine Pilotstudie mit 24 augengesunde Probanden zwischen 28 und 72 Jahren durchgeführt. Laut der Publikation im Journal of Gerontology wurden zu Beginn der Studie Sehtests bei verschiedenen Lichtverhältnissen durchgeführt, mit denen die Wissenschaftler die Leistung der Zapfen und Stäbchen der Netzhaut ermitteln konnten. Dies waren unter anderem Tests, bei denen die Probanden Buchstaben mit geringem Kontrast erkennen sollten oder auf schwaches Licht im Dunkeln reagieren mussten.

Verbesserter Sehsinn durch rote LED

Anschließend erhielten die Probanden eine einfache LED-Taschenlampe mit einer Wellenlänge von 670 Nanometern, mit der sie täglich für drei Minuten ihre Augen beleuchteten. Dabei konnten sie entweder direkt in das Licht schauen oder das Licht auf ihr Augenlid richten. Laut den Studienautoren verhindert die dünne Haut nicht, dass das langwellige Licht zur Netzhaut gelingt. Nach zwei Wochen erfolgten die Sehtests erneut, um eventuelle Auswirkungen des Rotlichts festzustellen.

Es zeigten sich bei Teilnehmern unter 40 Jahren dabei keinerlei Veränderungen. Bei allen älteren Probanden kam es hingegen zu einer im Mittel 20 Prozent besseren Wahrnehmung von Farbkontrasten durch die Zapfen. Auch die Sehfähigkeit bei schwachem Licht, die durch die Leistung der Stäbchen bestimmt wird, nahm bei den älteren Probanden deutlich zu. Am signifikantesten waren die Verbesserungen im blauen Farbspektrum, das normalerweise im Alter besonders schlecht erkannt wird.

Weitere Studien sollen optimale Dosis ermitteln

Jeffery konstatiert, dass „die Studie zeigt, dass es möglich ist, die Sehfähigkeit bei älteren Personen schon durch kurze Behandlung mit bestimmten Wellenlängen zu verbessern.“ Weitere Studien mit größeren Probandengruppen sollen nun die Wirkung der Lichttherapie erneut bestätigen und die optimale Dosierung des Lichts ermitteln. Prinzipiell könnte die Behandlungsmethode aber schon bald im klinischen Alltag genutzt werden, wenn keine Nebenwirkungen festgestellt werden. Laut Jeffery „ist die dafür nötige Technologie einfach und sicher.“ Die in der Studie genutzten LED-Taschenlampen kosten nur etwa 15 Euro.

Journal of Gerontology: Biological Sciences, doi: 10.1093/gerona/glaa155

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