Dennis L.
Sind ältere Menschen tatsächlich ein Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr und sollte die Fahrtüchtigkeit ab einem gewissen Alter erneut festgestellt werden? Eine repräsentative Umfrage kommt zu einem klaren Ergebnis: Rund 86 Prozent der Teilnehmer sind ganz klar für eine erneute Fahrprüfung für Senioren.
Grünwald (Deutschland). Einer subjektiven Wahrnehmung zur Folge sind vor allem Senioren Verursacher von Verkehrsunfällen. Diese Annahme wird zudem von Statistiken gedeckt, welche klar zeigen, dass die Personengruppe ab 65 Jahren für den Großteil der Verkehrsunfälle verantwortlich ist. Grund dafür sind häufig ein schlechteres Sehvermögen, mangelnde Beweglichkeit sowie ein verschlechtertes Reaktionsvermögen.
An der Umfrage nahmen 1.002 aktive Verkehrsteilnehmer zwischen 18 und 65 Jahren teil. Die meisten Befragten waren sich einig, dass es eine gute Idee wäre, ab dem 70. Lebensjahr regelmäßig eine Fahrtauglichkeitsprüfung ablegen zu müssen.
Immer wieder kommen die Forderungen auf den Tisch, auch in Deutschland für Menschen ab einem gewissen Alter regelmäßig die Fahrtauglichkeit zu prüfen. Aber während man in Deutschland immer wieder über das Thema diskutiert, gibt es solche Fahrtauglichkeitsprüfungen in anderen europäischen Ländern schon länger.
Die Gründe für die Forderungen liegen eigentlich klar auf der Hand: Im Alter nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit ab. Dies betrifft nicht nur das Reaktionsvermögen, sondern auch die Beweglichkeit sowie die Sehkraft. Kein Wunder also, dass Befragte Aussagen treffen wie: „Wenn man beobachtet, dass sie eine ältere Person beim Einsteigen mit Mühe und Not auf den Fahrersitz quält, wie soll diese Person denn in der Lage sein, rechtzeitig zu bremsen, wenn plötzlich ein Kind auf die Straße rennt?“. Solche Aussagen sind nicht unbegründet, meinen Forscher und Mediziner, welche die verlangsamte Reaktionsgeschwindigkeit in Gefahrensituationen bei vielen älteren Menschen bestätigen.
Eine polizeiliche Untersuchung zeigt zudem, dass Verkehrsunfälle in anderen Altersgruppen zum Teil auch auf nicht mehr fahrtüchtige Senioren zurückzuführen sind. „Wer in einer 70-Zone grundlos mit 30 Km/h fährt, der wird meist auch überholt. Oft passieren dann bei dem Überholmanöver Unfälle, in welche die Senioren nicht direkt verwickelt sind. Dennoch sind sie indirekter Auslöser für den Unfall.“
Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bestätigt die Aussagen anderer Institutionen: „Die individuelle Leistungsfähigkeit (sehen, hören, Reaktion) nimmt mit dem Alter ab. Der Leistungsabfall ist aber individuell sehr unterschiedlich und schleichend. Bedeutsame Unterschiede treten oft erst ab 75 Jahren auf. Drei von vier Unfällen, in die über 75-jährige Autofahrer verwickelt sind, wurden auch von ihnen verursacht.“
Dass die Bundesrepublik den Forderungen folgt, gilt jedoch aktuell als unwahrscheinlich. Man wolle die Menschen nicht ihrer Freiheit berauben, denn für viele ältere Menschen bedeutet das Auto ein Stück Lebensqualität. So werden wohl auch in Zukunft viele Debatten zu dem Thema Fahrtauglichkeit im Alter geführt, eine Änderungen des aktuellen Zustands wird es wohl vorerst aber nicht geben.