D. Lenz
Etwa jeder Dritte in Deutschland leidet unter der Reisekrankheit. Ob während der Schiffsreise, im Flugzeug oder im Auto, die Beschwerden sind zwar harmlos, aber für die Betroffenen unangenehm. Dennoch müssen Betroffene Übelkeit, Erbrechen und weitere Beschwerden, die mit der Reisekrankheit einhergehen nicht in Kauf nehmen. Mit einfachen Maßnahmen lassen sich die Symptome abmildern, oder sogar ganz vermeiden.
Plauen (Deutschland). Urlaub gilt für viele Menschen als die schönste Zeit des Jahres. Dennoch fürchten sich viele Personen vor der Fahrt zum Urlaubsort, denn sie leiden unter der Reisekrankheit. Hierzulande geben 30 Prozent der Bundesbürger an, von Reiseübelkeit betroffen zu sein. Die Ursache für das Unwohlsein hängt damit zusammen, dass das Gehirn auf Reisen häufig unterschiedliche Signale vom Gleichgewichtsorgan und den Augen erhält. Liest der Reisende beispielsweise während der Zugfahrt ein Buch, registriert das Gehirn einen Stillstand, das Gleichgewichtsorgan nimmt jedoch die Fahrtbewegung wahr. In der Folge ist das Gehirn durch die widersprüchlichen Signale verwirrt und reagiert mit Übelkeit und Unwohlsein.
Häufig betrifft die Reisekrankheit vor allem Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Doch auch viele Frauen leiden unter dem Unwohlsein auf Reisen. Forscher führen dies auf den weiblichen Hormonhaushalt zurück, der als anfälliger für die Beschwerden gilt. Mit zunehmendem Alter soll die Reiseübelkeit im Übrigen wieder nachlassen. Die Reisekrankheit gilt zwar als harmlos, für Betroffene ist sie dennoch unangenehm. Einfache Maßnahmen versprechen Wirkung, um der Reiseübelkeit Einhalt zu gebieten und dem Unwohlsein vorzubeugen.
Der Fachbegriff für die Reisekrankheit lautet Kinetose und stammt aus dem Griechischen „kinein“, was so viel bedeutet, wie bewegen. Der Bewegungsreiz, der durch die Schiffsreise, im Auto, oder Flugzeug entsteht, ist verantwortlich für das Unwohlsein. Nimmt das Nervensystem widersprüchliche Sinne der Umwelt wahr, kommt es zur Stimulierung des Brechzentrums. Dies wiederum führt zu Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Besonders häufig tritt vor allem die Seekrankheit auf. Reisende befinden sich auf dem Deck in einer stabilen Lage, die Schaukelbewegungen bei Seegang senden dem Gehirn aber ein Bewegungssignal. Das Gehirn erhält somit widersprüchliche Informationen. Der Grund für die Reiseübelkeit ist also ein Konflikt unterschiedlicher Sinnesreize.
Wer weiß, dass er von der Reisekrankheit betroffen ist, kann sich dementsprechend vorbereiten und die Reise trotz allem, so angenehm wie möglich gestalten. Für Betroffene der Reiseübelkeit empfiehlt es sich, 24 Stunden vor Reisebeginn auf Alkohol, aber auch Tabak und Koffein zu verzichten. Fettige Mahlzeiten vor der Reise können die Übelkeit verstärken, doch auch ein leerer Magen zu Reiseantritt ist nicht zu empfehlen. Kleine und leichte Speisen, sowie Wasser und ungesüßter Tee lassen den Magen hingegen beschäftigt, aber nicht überanstrengt sein. Desgleichen kann die Wahl des Sitzplatzes das Entstehen von Reiseübelkeit beeinflussen. Im Zug sollten Betroffene der Reiseübelkeit sich einen Sitzplatz in Fahrtrichtung suchen, im Flugzeug empfiehlt sich ein Sitzplatz im Gang, direkt über den Trägerflächen. Stress kann die Reiseübelkeit maßgeblich verstärken, eine präzise Planung der Reise mit ausreichend Zeitpuffer, kann der Reisekrankheit hingegen vorbeugen. Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung sollen zudem für Ablenkung und Beruhigung sorgen.
Reisekaugummis sollen die Beschwerden bei Reiseübelkeit abmildern. Bei einer sehr stark ausgeprägten Symptomatik der Reisekrankheit, sind häufig Medikamente wie Antihistaminika erforderlich. Der Wirkstoff des Medikaments blockiert die Rezeptoren des Botenstoffs Histamin und verhindert so die Entstehung von Übelkeit. Allerdings sind bei Antihistaminika auch mit sedierenden Nebenwirkungen zu rechnen. Das Bedienen von Maschinen oder selbst Auto zu fahren, fällt somit flach. Bei leichteren Präparaten mit Ingwerextrakt ist die Wirksamkeit zwar nicht zweifelsfrei bestätigt, diese Arzneimittel aus der Apotheke gelten jedoch häufig als nebenwirkungsfrei.