Robert Klatt
In Deutschland haben immer mehr Erwerbstätige unter Schlafstörungen. Inzwischen sind etwa 80 Prozent der 35- bis 65-Jährigen betroffen. Fast ein Zehntel leidet sogar unter einer schweren Schlafstörung (Insomnien).
Hamburg (Deutschland). In Deutschland haben laut einer Studie der DAK-Gesundheit immer mehr Menschen Probleme mit Ein- und Durchschlafen. Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Deutschland schläft schlecht – ein unterschätztes Problem“ basiert auf einer repräsentativen Befragung unter 5.200 erwerbstätige Frauen und Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren durch das Forsa-Institut. Daten zum Krankenstand ermittelt das IGES Institut anhand von Gesundheitsdaten von 2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten der DAK.
Die Daten zeigen, dass Schlafstörungen bei Berufstätigen zwischen 35 und 65 Jahren seit 2010 stark angestiegen (+ 66 %) sind. Inzwischen leidet ein Großteil (80 %) dieser Personengruppen demnach unter einer Schlafstörung. Dies entspricht hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung etwa 34 Millionen Menschen.
Auch schwere Schlafstörungen (Insomnien) mit Ein- und Durchschlafstörungen und schlechter Schlafqualität, die in Tagesmüdigkeit und Erschöpfung enden, sind bei Erwerbstätigen keine Seltenheit (9,4 %). Dies entspricht einer Zunahme um mehr als die Hälfte (+ 60 %) seit 2010. Frauen (11 %) sind hiervon etwas stärker betroffen als Männer (8 %). Dies zeigt sich darin, dass der Anteil der Erwerbstätigen, der regelmäßig Schlafmittel wie zum Beispiel Melatonin Kapseln einnimmt, sich seit 2010 fast verdoppelt hat.
Neben der Gesundheit der Menschen mit Schlafproblemen leidet darunter auch deren Produktivität im Beruf. Laut der Umfrage ist fast die Hälfte (43 %) bei der Arbeit regelmäßig müde. Knapp ein Drittel (31 %) fühlt sich am Arbeitsplatz häufig erschöpft. Die hohe Belastung macht sich auch bei den Krankmeldungen bemerkbar. Derzeit fallen 3,86 Fehltage pro Jahr je Versicherte aufgrund von Schlafstörungen an. Dies ist eine deutliche Zunahme im Vergleich zum 2010 (+ 70 %). Im Mittel dauert eine Krankschreibung aufgrund von Schlafproblemen 10,9 Tage.
Ein Großteil der Erwerbstätigen lässt sich aber auch bei schweren Schlafproblemen nicht ärztlich behandeln. Lediglich 4,8 Prozent der Erwerbstätigen waren innerhalb eines Jahres aufgrund diesem Gesundheitsproblem bei einem Arzt. Auch Erwerbstätige mit schweren Schlafstörungen lassen sich nur selten behandeln (30 %).
„Die zunehmenden Schlafstörungen in der Bevölkerung sollten uns wachrütteln. Viele Menschen kümmern sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, aber sie können ihre eigenen Batterien nicht mehr aufladen.“ Die Beschwerden müssten ernst genommen werden, da chronisch schlechter Schlaf der Gesundheit ernsthaft schaden könne. Storm: „Schlafstörungen erhöhen beispielsweise das Risiko für Depressionen und Angststörungen. Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei den psychischen Erkrankungen in den letzten Jahren“, erklärt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit.
Bei den Personen, die sich aufgrund ihrer Schlafprobleme ärztlich behandeln ließen, waren psychischen Ursachen der häufigste Auslöser (70 %). Die Hälfte (50 %) der Betroffenen erhielt deshalb Medikamente, mehr als ein Drittel (38 %) erhielt eine Psychotherapie. 9,2 Prozent der 35- bis 65-jährigen Arbeitnehmer nehmen inzwischen ärztlich verschriebene Schlafmittel. 2010 waren es noch deutlich weniger (4,7 %).
Laut dem DAK-Report werden Schlafprobleme häufig durch schlechte Arbeitsbedingungen ausgelöst. Die wichtigsten Risikofaktoren, die eine schwere Schlafstörung begünstigen, sind Überstunden sowie Nachtschichten, eine permanente Erreichbarkeit auch nach Feierabend und ein dauerhaft hoher Termin- und Leistungsdruck.
Ein Teil der Arbeitnehmer verursachen ihre Schlafprobleme durch ungesunde Gewohnheiten aber auch selbst. Laut der Umfrage schaut ein Großteil vor dem Schlafen Filme und Serien (83 %) oder erledigte private Dinge am Smartphone oder Laptop (68 %). „Diese Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie unsere Gesellschaft das Thema Schlaf in eine Nebenrolle drängt. Der Körper braucht aber Zeit, um nach einem stressigen Tag abzuschalten und sich auf den Schlaf einzustellen. Diese Zeit müssen wir ihm gönnen“, erklärt der Schlafexperte Fietze.