Conny Zschage
Schokolade gilt prinzipiell als eher gesundheitsschädigende Süßigkeit, die in Maßen statt in Massen kontrolliert werden sollte. Besonders die abendliche Tafel Schokolade, welche unter vielen Menschen beliebt ist, hat einen schlechten Ruf. Doch eine neue Studie hat nun festgestellt, dass Schokoladenkonsum zu bestimmten Zeiten positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann.
Marcia (Spanien). Schokolade gibt es in allen möglichen Sorten und Variationen. Doch ob weiß, schwarz, nussig oder mit Früchten: Schokolade ist generell eher schädliche für den Körper und sollte deshalb nicht regelmäßig gegessen werden.
Doch eine Studie der Universität Murcia in Spanien hat nun gezeigt, dass Schokolade förderlich für die Gesundheit sein kann. Zumindest dann, wenn die Süßigkeit zu bestimmten Zeiten und in regulierten Mengen konsumiert wird.
Um die Effekte von Schokoladenkonsum auf den menschlichen Körper möglichst akkurat feststellen zu können, wurden Frauen, bei welchen die Menopause seit mindestens einem Jahr eingetreten war, als Versuchspersonen ausgewählt. Diese sind besonders anfällig für eine schnelle Gewichtszunahme. Bei der Studie sollte herausgefunden werden, ob das Essen von Schokolade zu unterschiedlichen Zeiten auch unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper hat. Die Menge von Schokolade zur Einnahmezeit betrugt 100 Gramm, was einer Tafel entspricht.
Untersucht wurde Schokoladenkonsum eine Stunde vor und eine Stunde nach dem Schlafen. Beim Konsum vor dem Schlafengehen, also abends, waren Testpersonen am nächsten Tag aktiver und motivierter und verbrannten so oftmals mehr Energie. Auch konnten sie nachts besser schlafen. Wenn Schokolade nach dem Aufstehen, also morgens gegessen wurde, verbesserten sich die Blutzuckerwerte und es wurde weniger Cortisol ausgestoßen. Da es sich bei Cortisol um ein Stresshormon handelt, sorgt eine Verringerung dessen zu einer Stressminderung, wodurch die Versuchsperson entspannter ist. Zu beiden Zeiten führte der Schokoladenkonsum zudem zu unterschiedlichen Reaktionen von körperinternen Mikrobakterien. Auch wurde festgestellt, dass keine der Versuchspersonen aufgrund der Schokolade an Gewicht zunahm.
Durch die Ergebnisse der Studie, welche im Fachmagazin FASEB veröffentlicht wurde, konnte wiederholt bewiesen werden, dass der menschliche Körper je nach Tageszeitpunkt unterschiedlich auf dasselbe reagiert. Woran genau dieses Phänomen liegt, ist bisher noch unklar. Höchstwahrscheinlich reagiert ein schlafender Körper aber anders als ein wacher Körper auf Nahrungsaufnahme und verwertet Lebensmittel unterschiedlich. Bei vielen Menschen kommt es beispielsweise aufgrund von vielem Essen vor dem Schlafen auch oft zu unangenehmen Folgen, wie Magenkrämpfen oder Übelkeit. Noch immer ist nicht vollständig klar, warum Menschen überhaupt schlafen müssen; die neue Studie kann aber dabei helfen es herauszufinden.
In Zukunft könnte deshalb auf Packungsbeilagen von Medikamenten nicht mehr stehen, wie oft es pro Tag eingenommen wird, sondern auch, ob es direkt vor oder nach dem Schlafen konsumiert werden sollte. Denn der Zeitpunkt könnte auch bei Medikamenteneinnahme zu unterschiedlichen Folgen und eventuellen Nebenwirkungen führen. Auch beim Impfen könnte der Tageszeitpunkt eine große Rolle spielen und vielleicht einer der Gründe für die vielen verschiedenen Nebenwirkungen sein, die bei jeder Person unterschiedlich stark ausfallen.
The FASEB Journal, doi: 10.1096/fj.202002770RR
