Robert Klatt
Menschen mit stark schwankenden Cholesterinwerten erkranken überdurchschnittlich oft an Alzheimer. Eine Stabilisierung der Werte könnte das Risiko deshalb reduzieren.
Rochester (U.S.A.). Die Medizin konnte die Ursache von Alzheimer bisher nicht entdecken. Es ist aber bekannt, dass Risikofaktoren wie ein hoher Salzkonsum und Übergewicht, das die Durchblutung des Gehirns stört, das Risiko erhöhen. Wissenschaftler der Mayo Clinic um Suzette J. Bielinski haben nun entdeckt, dass auch die Cholesterinwerte das Alzheimerrisiko beeinflussen.
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Neurology nahmen an der Studie 11.571 Probanden über 60 Jahren teil, bei denen noch keine Alzheimer oder Demenz diagnostiziert wurde. Die Forscher untersuchten die Werte von Gesamtcholesterin, Triglyceriden, LDL-Cholesterin (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein) an mindestens drei verschiedenen Tagen in den fünf Jahren vor Studienbeginn.
Anschließend unterteilten die Forscher die Probanden in fünf gleich große Gruppen ein, je nachdem, wie sehr ihre Cholesterinwerte schwankten. Die Gruppe mit den stabilsten Werten war die niedrigste, während die mit den größten Schwankungen die höchste war. Die Teilnehmer wurden im Durchschnitt 13 Jahre lang beobachtet. In dieser Zeit entwickelten 2,473 Personen Alzheimer oder eine andere Demenzform.
Die Studiendaten zeigen, dass die Probanden mit den stärksten Cholesterinschwankungen ein höheres Demenzrisiko hatten (19 %) als die mit den stabilsten Werten. Von den 2,311 Personen in der Gruppe mit den größten Schwankungen entwickelten 515 Demenz im Vergleich zu 483 von 2,311 in der stabilsten Gruppe. Bei den Triglyceriden war das Risiko in der höchsten Gruppe ebenfalls erhöht (23 %). Zwischen den Schwankungen von LDL und HDL und einem erhöhten Demenzrisiko wurde kein Zusammenhang festgestellt.
Die Studie zeigt laut Bielinski lediglich eine Korrelation zwischen schwankenden Cholesterinwerten und dem Alzheimerrisiko. Eine Kausalität konnte aber nicht entdeckt werden.
„Es bleibt unklar, warum und wie schwankende Cholesterin- und Triglyceridwerte mit dem Risiko für Alzheimer zusammenhängen. Weitere Studien, die diesen Zusammenhang über die Zeit beobachten, sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zu bestätigen und möglicherweise präventive Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.“
Laut den Autoren könnten die Studienergebnisse dabei helfen, die Demenzentwicklung besser zu verstehen und die Entstehung der Krankheit zu verhindern.
„Präventionsstrategien für Alzheimer und verwandte Demenzen sind dringend erforderlich. Regelmäßige Untersuchungen der Cholesterin- und Triglyceridwerte sind Teil der Standardmedizin. Schwankungen dieser Werte könnten uns helfen, herauszufinden, wer ein höheres Demenzrisiko hat, die Mechanismen der Demenzentwicklung zu verstehen und letztlich zu klären, ob eine Stabilisierung dieser Werte das Demenzrisiko senken könnte.“
Neurology, doi: 10.1212/WNL.0000000000207595