Robert Klatt
Antibiotika gehören in vielen Mastbetrieben zum Alltag. Eine Studie zeigt nun, dass dies auch den Menschen gefährdet.
Kopenhagen (Dänemark). Laut einer Studie der Universität Kopenhagen und des Statens Serum Institut können Schweine multiresistente Bakterien auf den Menschen übertragen. Im Fokus der auf dem European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) vorgestellten Studie stand einer der am häufigsten vorkommenden Krankenhauskeime Clostridioides difficile. Durch ihn werden Durchfallerkrankungen ausgelöst, an denen Menschen aus Risikogruppen sterben können.
Die Wissenschaftler untersuchten im Rahmen ihrer Studie, wie oft Clostridioides difficile bei Schweinen in Mastbetrieben vorkommt. Diese Ergebnisse verglichen sie mit Daten von dänischen Krankenhauspatienten. Mittels DNA-Sequenzierung untersuchten die Forscher die Proben auf mögliche Arzneimittelresistenz.
„Wir haben herausgefunden, dass die in Schweinen isolierten Stämme genetisch identisch mit denen waren, die im gleichen Zeitraum bei Menschen gefunden wurden. Unser Ergebnis weist darauf hin, dass C difficile ein Reservoir antimikrobieller Resistenzgene ist, die zwischen Tieren und Menschen ausgetauscht werden können“, erklärt die Studienleiterin Semeh Bejaoui. Ob die Stämme tatsächlich von Schweinen auf den Menschen übertragen wurden, muss jedoch noch nachgewiesen werden.
Laut den Autoren zeigt die Studie jedoch deutlich, dass der intensive Einsatz von Antibiotika in landwirtschaftlichen Betrieben die Ausbreitung resistenter Krankheitserreger fördern kann. Diese werden schlussendlich laut den Forschern auch den Menschen infizieren
In der Tierzucht ist der Einsatz von Antibiotika umstritten. Mehrere europäische Gesundheitsorganisationen kamen kürzlich zu dem Ergebnis, dass bei der Aufzucht von Nutztieren weniger Antibiotika verwendet werden, global werden aber noch immer zwei Drittel dieser Medikamente an landwirtschaftliche Nutztiere verabreicht. Über das Futter und Wasser kommen so auch gesunde Tiere in Kontakt damit.
Dies fördert die Entwicklung von Resistenzen, die über das Fleisch und den Kontakt mit den Tieren auch auf den Menschen gelangen können. „Die Studie liefert weitere Beweise für den evolutionären Druck, der mit der Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung verbunden ist. Diese alarmierende Entdeckung deutet darauf hin, dass sich Antibiotikaresistenzen weiter ausbreiten können als bisher angenommen, und bestätigt die Verbindungen in der Resistenzkette, die von Nutztieren zum Menschen führt“, konstatiert Bejaoui.