Robert Klatt
Eine Injektion mit einer speziellen Blutkomponenten führt zu regenerativen und kognitiven Verbesserungen im Gehirn. In Zukunft könnte die Entdeckung Senioren und kranken Menschen, die keinen Sport mehr machen können, dabei helfen, ihre Denkleistung zu erhalten und zu verbessern.
Brisbane (Australien). Unterschiedliche Studien haben gezeigt, dass Sport die Gehirnleistung positiv beeinflusst und bei Senioren den geistigen Abbau verlangsamt. Forscher der University of Queensland (UQ) haben nun eine Studie publiziert, laut der die positiven kognitiven Effekte des Trainings auch mit einer spezifischen Blutkomponente, die per Injektion verabreicht wird, erreicht werden könnten. Laut Odette Leiter könnte dies vor allem Senioren helfen.
„Wir wissen, dass Sport die Produktion neuer Neuronen im Hippocampus erhöht, einem Teil des Gehirns, der für das Lernen und die Erinnerung wichtig ist, aber der Mechanismus war uns bisher nicht klar.“
Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Communications haben die Forscher entdeckt, dass Blutplättchen, die kleinen Blutzellen, die für die Blutgerinnung wichtig sind, ein Protein absondern, das die Neuronen bei alten Mäusen ähnlich wie körperliche Betätigung verjüngt.
„Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Blutplättchen beteiligt sind, aber diese Studie zeigt, dass Blutplättchen für diesen Effekt bei den alten Mäusen tatsächlich erforderlich sind.“
Im Rahmen der Studie haben sich die Forscher auf Exerkine fokussiert. Dies sind biologische Verbindungen, die im Blut bei körperlicher Aktivität freigesetzt werden. In der Medizin war bereits bekannt, dass diese Blutbestandteile für die Reaktionen im Gehirn verantwortlich sind.
„Wir entdeckten, dass das Exerkin CXCL4/Platelet factor 4 oder PF4, das nach dem Sport aus den Blutplättchen freigesetzt wird, bei alten Mäusen regenerative und kognitive Verbesserungen bewirkt, wenn es injiziert wird.“
Die Forscher sind der Ansicht, dass ihre Entdeckung essenziell für die Entwicklung von Medikamenten ist. Laut Tara Walker könnten Menschen mit gesundheitlichen Problemen, die nicht mehr sportlich aktiv sein können, diese Medikamente nutzen, um trotzdem von den positiven Effekten der körperlichen Aktivität zu profitieren. In diesem Fall könnten die Blutplättchen die Neurogenese anregen, um den altersbedingten kognitiven Verfall zu verlangsamen und die kognitive Leistungsfähigkeit zu erhalten.
„Für viele Menschen mit gesundheitlichen Problemen, Mobilitätseinschränkungen oder hohem Alter ist Sport keine Option, daher ist die pharmakologische Intervention ein wichtiger Forschungsbereich.“
Schon bald wollen die Wissenschaftler das Medikament an Mäusen mit Alzheimer testen. Sollten auch diese Experimente positiv verlaufen, können klinische Studien mit Menschen erfolgen. Laut Walker kann die Infektionen aber keinen Sport ersetzen.
„Es ist wichtig zu betonen, dass dies kein Ersatz für Sport. Aber es könnte sehr alten Menschen oder jemandem, der eine Hirnverletzung oder einen Schlaganfall erlitten hat, helfen, die kognitive Leistung zu verbessern.“
Nature Communications, doi: 10.1038/s41467-023-39873-9