Keine Medikamente

Stammzelltherapie hat erstmals Typ-1-Diabetes bei Menschen geheilt

Robert Klatt

Stammzelltherapie hat Typ-1-Diabetes geheilt )kcotS ebodAmaiS(Foto: © 

In China wurde erstmals eine Typ-1-Diabetes-Patientin mit Stammzellen aus dem eigenen Körper geheilt. Die Patientin benötigt kein Insulin mehr und hat seit über einem Jahr einen stabilen Blutzuckerspiegel.

Peking (China). Forscher der Shanghai University (SHU) haben im April 2024 insulinproduzierende Inselzellen in die Leber eines Typ-2-Diabetes-Patienten transplantiert. Diese Zellen wurden aus umprogrammierten Stammzellen produziert, die dem Patienten zuvor entnommen wurden. Seitdem benötigt der 59-jährige Mann kein Insulin mehr. Laut einer Publikation im Fachmagazin Cell haben nun Forscher der Peking University (PKU) eine Patientin Typ-1-Diabetes mit umprogrammierten Stammzellen geheilt.

Die 25-jährige Frau kann begann in weniger als drei Monaten nach der Transplantation damit, selbst Insulin herzustellen. Sie ist damit die global erste Typ-1-Diabetes-Patientin, die erfolgreich mit Zellen behandelt wurde, die aus dem eigenen Körper stammen.

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Stammzelltherapie ersetzt Inselzelltransplantationen

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes greift das eigene Immunsystem die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse an. Die Krankheit konnte bisher durch Inselzelltransplantationen behandelt werden. Es gibt aber für die große Anzahl an Typ-1-Diabetes-Patienten nicht ausreichend Spender. Außerdem müssen die Empfänger der Inselzelltransplantationen Medikamente einnehmen, die verhindern, dass das Immunsystem das Spendergewebe abstößt.

Die Stammzelltherapie benötigt hingegen nur Stammzellen aus dem eigenen Körper, die im Labor zu jedem Gewebe des Körpers gezüchtet werden können. Aus ihnen kann somit auch Bauchspeicheldrüsengewebe hergestellt werden, das der Körper von Typ-1-Diabetes-Patientin auch ohne Immunsuppressiva nicht abstößt.

Transplantation in die Bauchmuskeln

Die Forscher haben aus den chemisch induzierten pluripotenten Stammzellen 3D-Inselzellcluster produziert, die der Patientin im Juni 2023 in die Bauchmuskeln injiziert wurden. Es handelt sich dabei um einen neuen Ort für Inselzelltransplantationen, die üblicherweise in die Leber injiziert werden. Durch die Platzierung im Bauchraum konnten die Wissenschaftler die Inselzellen mit der Magnetresonanztomografie überwachen.

Nach nur zweieinhalb Monaten hat die Patientin ausreichend Insulin produziert. Das Niveau hat sie daraufhin für mehr als ein Jahr beibehalten. Es kam nicht mehr zu gefährlichen Blutzuckerschwankungen und der Insulinwert bliebt für 98 Prozent des Tages im Normbereich. Die Forscher wollen nun die neue Stammzelltherapie mit weiteren Patienten erproben, um die Ergebnisse zu replizieren.

Cell, doi: 10.1016/j.cell.2024.09.004

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