Altersforschung

Stuhltransplantation stoppt Alterungsprozesse im Gehirn

Robert Klatt

Neuronen des Gehirns )moc.yabaxipB00NiloC(Foto: © 

Stuhltransplantationen junger Mäuse können die Gedächtnisleistung alter Tiere signifikant verbessern. Noch ist offen, ob das Experiment im Rahmen einer klinischen Studie mit Menschen wiederholt wird.

Cork (Irland). Die Wissenschaft untersucht die Verbindung zwischen Darm und Gehirn bereits seit den bekannten Experimenten des russischen Physiologen Ivan Pavlov, laut denen bei Hunden der Anblick von Futter die Produktion von Verdauungssäften aktiviert. In den letzten Jahren wurden auch Indizien für eine umgekehrte Beziehung zwischen Darm und Gehirn gefunden, also dafür, dass der Darm das Gehirn beeinflussen kann.

Nun haben Forscher der Universität Cork um John Cryan bei Experimenten mit Mäusen entdeckt, dass Kotproben junger Tiere Alterungsvorgänge im Gehirn alter Tiere stoppen können. Laut ihrer Publikation im Fachmagazin Nature Aging entnahmen die Wissenschaftler dazu drei bis vier Monate alten Tieren, dies ist beim Menschen vergleichbar mit jungen Erwachsenen, Kotproben. Diese mischten sie über zwei Monate in das Futter von 20 Monate alten Mäusen.

Zusammensetzung der Darmflora

Eine solche Behandlung verändert wie eine Stuhltransplantation auch die Zusammensetzung der Darmflora. Laut Cryan konnte eine „Verjüngung“ hauptsächlich an der Zunahme von Enterococcus beobachtet werden, die bei jungen Mäusen einen Großteil der Darmflora ausmachen.

Auswirkungen auf das Immunsystem und Gehirn

Außerdem beobachteten die Wissenschaftler Auswirkungen auf das Immunsystem und Gehirn der sehr alten Mäuse. Im Hippocampus, der Gehirnregion, die die Gedächtnisinhalte speichert, kam es demnach zu einer Umstellung des Stoffwechsels und zu einer veränderten Aktivierung von Genen.

Dies zeigt laut den Wissenschaftlern, dass die Stuhltransplantation die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhöht auch. Bestätigt wurde dies auch durch Gedächtnistests. Die mit dem jungen Mikrobiom behandelten alten Mäuse konnten sich schneller in einem Labyrinth zurechtfinden und sich am nächsten Tag besser an den optimalen Weg erinnern als die Kontrollgruppe.

Wirksamkeit auch beim Menschen

Ob ähnliche Effekte auch beim Menschen auftreten würden, lässt sich anhand der Daten aber nicht prognostizieren. Auch andere Entdeckungen der Altersforschung, wie die Verjüngung durch Bluttransfusionen oder Stammzelltherapien, die bei Tieren Erfolge lieferten, konnten beim Menschen den Altersprozess nicht verlangsamen oder gar umkehren. Es ist deshalb noch offen, ob das Experiment im Rahmen einer klinischen Studie mit Menschen wiederholt wird.

Nature Aging, doi: 10.1038/s43587-021-00093-9

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