Immunsystem aktiviert

Tätowierungen erhöhen das Krebsrisiko stark

Robert Klatt

Höheres Lymphdrüsenkrebsrisiko durch Tattoo )kcotS ebodAnoisivfarG(Foto: © 

Menschen mit Tattoos erkranken öfter an Lymphdrüsenkrebs. Das Risiko nimmt unabhängig von der Größe des Tattoos zu.

Lund (Schweden). Die Medizin hat bislang nur ein begrenztes Wissen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Tätowierungen. Es wird aber seit langem vermutet, dass Tattoos das Risiko für Lymphdrüsenkrebs erhöhen können. Forscher der Universität Lund um Christel Nielsen haben deshalb eine Studie durchgeführt, die untersucht hat, ob Menschen mit Tattoos öfter an Lymphdrüsenkrebs erkranken.

„Wir haben Personen, bei denen ein Lymphom diagnostiziert wurde, über Bevölkerungsregister identifiziert. Diese Personen wurden dann mit einer Kontrollgruppe gleichen Geschlechts und Alters, aber ohne Lymphom, verglichen. Die Studienteilnehmer beantworteten einen Fragebogen zu Lebensstilfaktoren, um festzustellen, ob sie tätowiert waren oder nicht.“

Laut der Publikation im Fachmagazin eClinicalMedicine umfasst die Studie 11.905 Personen, von denen 2.938 im Alter zwischen 20 und 60 Jahren ein Lymphom hatten. 1.398 Menschen mit Lymphom und 4.193 Menschen ohne Lymphom haben den Fragebogen beantwortet. Von den Menschen mit Lymphom waren 289 tätowiert (21 %) und von den Menschen ohne Lymphom 735 (18 %) tätowiert.

Höheres Lymphdrüsenkrebsrisiko bei tätowierten Menschen

Laut den analysierten Gesundheitsdaten haben tätowierte Menschen ein deutlich höheres Risiko für Lymphdrüsenkrebs als Menschen ohne Tattoos.

„Nach Berücksichtigung anderer relevanter Faktoren wie Rauchen und Alter stellten wir fest, dass das Risiko, ein Lymphom zu entwickeln, bei den Tätowierten um 21 Prozent höher war. Es ist wichtig zu beachten, dass Lymphome seltene Krankheiten sind und unsere Ergebnisse auf Gruppenebene gelten. Die Ergebnisse müssen nun in weiteren Studien überprüft und untersucht werden, und solche Forschungen laufen bereits.“

Die Wissenschaftler haben zudem eine Hypothese aufgestellt, laut der die Größe der Tätowierung das Lymphomrisiko beeinflussen könnte. Sie gingen davon aus, dass eine Ganzkörpertätowierung das Krebsrisiko stärker erhöht als eine kleine tätowierte Körperfläche. Die Daten zeigen jedoch, dass die Größe des Tattoos nicht relevant ist.

„Wir wissen noch nicht, warum das so ist. Man kann nur spekulieren, dass ein Tattoo, unabhängig von seiner Größe, eine niedriggradige Entzündung im Körper auslöst, die wiederum Krebs auslösen kann. Das Bild ist somit komplexer als zunächst gedacht.“

Es ist bereits bekannt, dass die Tinte der Tattoos vom menschlichen Körper als etwas Fremdartiges erkannt wird. Der Körper aktiviert deshalb das Immunsystem und transportiert einen Großteil der Tinte von der Haut in die Lymphknoten. Ob dieser Prozess für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich ist, kann die Studie aber nicht beantworten. Weitere Untersuchungen sollen zeigen, ob es einen Zusammenhang zwischen Tätowierungen und anderen Krebsarten und entzündlichen Erkrankungen gibt.

eClinicalMedicine, doi: 10.1016/j.eclinm.2024.102649

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