Mars-Mission

Traubensaft soll Muskelschwund bei Astronauten im Weltraum verhindern

Robert Klatt

Resveratrol aus Traubensaft )moc.yabaxip8975911 DI – tnuocca evitcanI(Foto: © 

Resveratrol, das in Trauben enthalten ist, hat bei Versuchen mit Ratten den normalerweise bei geringer Gravitation auftretenden Muskelschwund verhindert. Weitere Studien sollen zeigen, ob das Nahrungsergänzungsmitteln Astronauten bei Langzeitmissionen helfen kann.

Boston (U.S.A.). Die Auswirkungen von Langzeitaufenthalten im Weltraum sind bisher nicht vollumfänglich erforscht. Eine Zwillingsstudie der NASA zeigte zwar bereits die gesundheitlichen Folgen eines etwa einjährigen Aufenthalts in der Schwerelosigkeit, bei noch längeren Missionen wie einer Reise zum Mars ist allerdings mit noch umfangreicheren Auswirkungen auf die Gesundheit der Astronauten zu rechnen.

Wissenschaftler der Harvard Medical School haben nun im Fachmagazin Frontiers in Physiology eine Lösung vorgestellt, die zumindest den Muskelschwund vorbeugen könnte. Bei Aufenthalten im Weltraum schrumpfen aufgrund der fehlenden Gravitation Muskeln, die Gewicht tragen nach „drei Wochen um ein Drittel“ wie Marie Morteux erklärt. Außerdem werden auch die Knochen aufgrund des fehlenden Drucks geschwächt. Besonders betroffen sind langsame Muskelfasern, deren Verlust eine verminderte Ausdauer zur Folge hat.

Trainingsgeräte für Mars-Mission zu groß

Um dem Muskel- und Knochenschwund entgegenzuwirken, verfügen Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) über Trainingsgeräte. Bei einer Mars-Mission, deren Hinflug etwa sechs Monate dauern würde, gäbe es im engen Raumschiff dafür allerdings keinen Platz.

Laut Morteux könnten die Astronauten stattdessen während des Fluges und auf dem Roten Planeten, dessen Gravitation lediglich ein Drittel der Erde beträgt, mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Resveratrol versorgt werden. Resveratrol ist in verschiedenen Obstsorten wie roten Weintrauben und Heidelbeeren enthalten und wirkt sowohl entzündungshemmend auch als knochenschonend.

Muskelschwund bei Ratten deutlich reduziert

Mithilfe eines Tierversuchs, bei dem zwölf männliche Ratten zwei Wochen bei marsähnlicher Schwerkraft gehalten wurden, haben die Wissenschaftler überprüft, ob Resveratrol auch den Muskelabbau bei geringer oder fehlender Gravitation verhindern kann. Menschen, die sich für denselben Zeitraum im Weltraum aufhalten, können sich nach der Rückkehr zur Erde kaum auf den Beinen halten. Die atmosphärischen Verhältnisse des Mars wurden mit einem Ganzkörpergeschirr simuliert, das sich an der Decke des Labors befand.

Während des Versuchs wurde den Tieren täglich Resveratrol verabreicht. Eine Vergleichsgruppe, die ebenfalls in den Ganzkörpergeschirren befestigt war, erhielt hingegen kein Resveratrol. Anschließend wurde bei den Tieren regelmäßig der Wadenumfang der Hinterbeine und die Kraft in den Pfoten gemessen, um zu dokumentieren, welche Auswirkungen die verringerte Gravitation hat.

Bei der Kontrollgruppe, die kein Resveratrol erhielt wurde die Muskelmasse und die Kraft nach kurzer Zeit deutlich geringer. Die Gruppe, die mit dem pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln versorgt wurde blieb hingegen während des gesamten Versuchs fast so stark wie zu Beginn. Es kam zu keinerlei Abbau von Muskelmasse und nur zu einem geringen Verlust langsamer Muskelfasern in den Waden.

Zuckerstoffwechsel für Wirkung verantwortlich

Verantwortlich für die Wirkung des Resveratrols ist laut den Medizinern vermutlich der Zuckerstoffwechsel. Durch die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels wird die Insulinempfindlichkeit der Muskelfasern erhöht, was dazu führt, dass diese mehr Glukose aufnehmen können. Wie Moreux erklärt ist „dies wichtig für die Astronauten“, da diese während langer Weltraumaufenthalte teilweise Symptome entwickeln, die der Diabetes sehr ähnlich sind.

Weitere Studien sollen nun die optimale Dosierung finden sowie Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen ausschließen, umso zu eruieren ob die pflanzliche Substanz tatsächlich in der Raumfahrt eingesetzt werden kann.

Frontiers in Physiology, doi: 10.3389/fphys.2019.00899

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