Robert Klatt
Übergewicht sorgt unabhängig vom Alter für eine schlechtere Durchblutung des Gehirns. Der fast lineare Zusammenhang betrifft vor allen Regionen, die für das Gedächtnis und das Lernen zuständig sind und könnte deshalb auch erklären, wieso Übergewichtige häufiger an Alzheimer erkranken.
Costa Mesa (U.S.A.). Eine Studie des University College London hat kürzlich belegt, dass Übergewicht das Demenzrisiko um bis zu 30 Prozent erhöht. Außerdem konnte die Wissenschaft bereits zeigen, dass Fettleibigkeit schon bei Jugendlichen die weiße Hirnsubstanz schädigt. Welche Prozesse dafür verantwortlich sind, dass Übergewicht das Gehirn schädigt, haben die Studien aber nicht untersucht.
Forscher der Amen Klinik in Kalifornien haben nun Journal of Alzheimer’s Disease eine Studie publiziert, die die Durchblutung des Gehirns von 17.000 Männern und Frauen untersucht hat. Erhoben wurden die Daten mithilfe der Einzelphotonen-Emissionstomografie (SPECT), einem Verfahren bei dem Probanden ein leicht radioaktives Kontrastmittel verabreicht bekommen, das es über die emittierte Gammastrahlung ermöglicht die Verteilung im Gehirn zu beobachten. Die wiederholten Scans wurden sowohl im Ruhezustand als auch bei einer Konzentrationsaufgabe durchgeführt, um so zu dokumentieren, welchen Hirnareale wie stark mit Blut versorgt werden.
Dabei entdeckten die Wissenschaftler einen fast linearen Zusammenhang zwischen der Hirndurchblutung und dem Body-Mass-Index (BMI). Konkret nimmt die Durchblutung wichtiger Bereiche des Gehirns desto mehr ab, desto höher das Übergewicht eines Menschen ist. Dies tritt sowohl im Ruhezustand als auch bei Denkaufgaben auf und ist bereits bei leichtem Übergewicht zu beobachten.
Laut Amen „ist dies besonders deutlich bei Hirnarealen, die als anfällig für Alzheimer gelten.“ Betroffen sind unter anderem der für das Gedächtnis wichtige Hippocampus, der für das Lernen und Gedächtnis wichtige Gyrus cinguli sowie die Schläfen- und Scheitellappen. Bei allen Probanden nahm die Durchblutung dieser Bereiche unabhängig vom Alter mit einem steigendem BMI ab.
Eine zu geringe Durchblutung beschleunigt langfristig den Abbau der Hirnsubstanz und führt zu Beeinträchtigungen der Funktionalität. Die Wissenschaftler konstatieren deshalb, dass „die Ergebnisse damit eine mögliche physiologische Erklärung dafür liefern könnten, warum Fettleibigkeit ein Risikofaktor für Alzheimer ist.“ Weitere Studien sollen untersuchen, ob neben Übergewicht neben der Durchblutung das Gehirn auch durch chronische Entzündungsprozesse schädigt.
Journal of Alzheimer’s Disease, doi: 10.3233/JAD-200655