Behandlung im Krankenhaus

Übermäßiger Cannabiskonsum erhöht das Demenzrisiko stark

 Robert Klatt

Cannabiskonsum erhöht das Demenzrisiko )kcotS ebodAveotsts(Foto: © 

Menschen, die wegen übermäßigem Cannabiskonsum in einem Krankenhaus behandelt wurden, haben ein deutlich höheres Demenzrisiko. 

Ontario (Kanada). Die psychoaktive Pflanze Cannabis wird unter anderem zur Behandlung von chronischen Schmerzen und Schlafstörungen eingesetzt. Unterschiedliche Studien haben jedoch auch negative gesundheitliche Auswirkungen der Droge gezeigt, darunter eine reduzierte geistige Leistungsfähigkeit und ein erhöhtes Psychoserisiko. Die Bundesärztekammer (BÄK) hat deshalb bereits im Dezember 2024 die Rücknahme der Cannabislegalisierung in Deutschland gefordert.

Forscher von Institute for Clinical Evaluative Sciences (ICES) haben nun entdeckt, dass übermäßiger Cannabiskonsum, durch den es zu einem medizinischen Notfall gekommen ist, auch das Demenzrisiko deutlich erhöht. Laut der Publikation im Fachmagazin JAMA Neurology basiert die Studie auf Gesundheitsdaten von sechs Millionen Menschen ab 45 Jahren, die zu Studienbeginn keine Anzeichen einer Demenz zeigten. Im Studienzeitraum wurden 16.275 Personen wegen übermäßigen Cannabiskonsums in der Notaufnahme oder stationär behandelt.

Demenzrisiko stark erhöht

Innerhalb von fünf Jahren nach dem Krankenhausaufenthalt erhielten fünf Prozent dieser Personen eine Demenzdiagnose. Nach zehn Jahren waren es bereits 19 Prozent. Das Demenzrisiko von ihnen war somit deutlich höher als bei Personen, die aus anderen Gründen akutmedizinisch behandelt wurden (+ 23 %) und deutlich höher als das Demenzrisiko der Allgemeinbevölkerung (+ 72 %).

„Langfristiger und intensiver Cannabiskonsum wurde mit Gedächtnisproblemen im mittleren Lebensalter sowie mit strukturellen Veränderungen im Gehirn in Verbindung gebracht, die auch bei Demenz auftreten Wir wollten das Risiko einer Demenzdiagnose bei Menschen untersuchen, deren Cannabiskonsum so intensiv war, dass er zu einem Notfall oder Krankenhausaufenthalt führte.“

Laut den Forschern kann die Studie jedoch keine Aussagen darüber treffen, ob ein starker Cannabiskonsum auch bei Menschen, die deshalb nie in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, erhöht. Außerdem zeigt die Studie lediglich eine Korrelation und kann nicht kausal belegen, dass Cannabis direkt das Demenzrisiko beeinflusst.

„Regelmäßiger Cannabiskonsum könnte direkt das Risiko für Demenz erhöhen, etwa durch strukturelle Veränderungen im Gehirn. Es ist aber auch möglich, dass durch den Konsum andere bekannte Risikofaktoren verstärkt werden – darunter Bluthochdruck, Kopfverletzungen, Depressionen oder soziale Isolation.“

Angesichts der Ergebnisse sprechen sich die Wissenschaftler für weitere Studien aus, die die potenziellen Risiken eines regelmäßigen Cannabiskonsums für die kognitive Gesundheit und das Demenzrisiko genauer untersuchen sollen.

JAMA Neurology, doi: 10.1001/jamaneurol.2025.0530

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