Robert Klatt
Das in Lakritzen enthaltene Süßungsmittel Glycyrrhizin kann in hohen Dosen einen Nährstoffverlust auslösen, der zum Herzstillstand führt.
Boston (U.S.A.). Laut einer Publikation im The New England Journal of Medicine ist im US-Bundesstaat Massachusetts ein Mann in einem Fast-Food-Restaurant zusammengebrochen. Kurze Zeit danach kam der 54-Jährige zwar wieder zu Bewusstsein, verstarb dann aber im Massachusetts General Hospital (MGH). Der Bauarbeiter ernährte sich zwar ungesund, hat jedoch nicht geraucht und hatte keine Herzprobleme. Die behandelnden Ärzte konnten sich des den plötzlichen Tod deshalb nicht erklären.
Im Verlauf der Untersuchungen entdeckten sie jedoch einen eklatanten Kaliummangel, für den sie den übermäßigen Lakritzkonsum des Verstorbenen verantwortlich machen. Laut Berichten soll der Mann in den Wochen vor seinem Tod mindestens eine Tüte Lakritze pro Tag konsumiert haben.
In der Medizin ist bekannt, dass Glycyrrhizin, ein Süßungsmittel, das auch in Lakritzen verwendet wird, in hohen Dosen zu Bluthochdruck, Nährstoffverlust und Kopfschmerzen führen kann. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass der lebensbedrohlichen Kaliummangel durch das Pflanzenextrakt aus der Wurzel der Süßholzpflanze den lebensbedrohlichen Kaliummangel ausgelöst hat, der dann zum Herzstillstand des Mannes führte.
Es handelt sich dabei nicht um den ersten Fall, in dem Bestandteile der Süßholzpflanze zu ersten medizinischen Problemen geführt haben. Bekannt ist unter anderem ein Mann aus Montreal, der ein bis zwei Gläser Süßholztee pro Tag über zwei Wochen trank und dadurch unter extrem erhöhtem Blutdruck litt.
Problematisch ist außerdem das oft in Lakritzen enthaltene Ammoniumchlorid, das in der Natur als Salmiak vorkommt. In hohen Dosen kann Ammoniumchlorid unter anderem neurologischen Störungen, Übelkeit und Erbrechen auslösen. In Deutschland sind Produkte mit einer erhöhten Menge an Ammoniumchlorid deshalb als „Erwachsenenlakritz“ gekennzeichnet.
Auch die U.S. Food and Drug Administration (FDA) warnt vor schwarzen Lakritzen. Laut der Behörde können zwei Unzen (etwa 60 Gramm) pro Tag über zwei Wochen zu Herzrhythmusstörungen führen.
The New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMcpc2002420