Robert Klatt
Eine Kombination aus fünf Blutserummarkern und Lebensstilfaktoren erlaubt eine präzise Prognose der Lebenserwartung. Männer mit besonders schlechten Werten verkürzen ihr Leben statistisch um 23 Jahre.
Heidelberg (Deutschland). Deutsche Wissenschaftler haben bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass Menschen, die sämtliche Empfehlungen zur Gesundheit befolgen, im Mittel eine 17 Jahre höhere Lebenserwartung haben als Menschen mit einem sehr ungesunden Lebensstil. Ein Team des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hat nun untersucht, ob die Lebenserwartung durch die Analyse weitere Blutserum-Marker noch genauer vorhergesagt werden kann.
„Wir wollten nun wissen, ob wir die Lebenserwartung noch präziser vorhersagen können, wenn wir zusätzlich geeignete Serum-Biomarker bestimmen“, erklärt Rudolf Kaaks, Epidemiologe am DKFZ. Laut der Publikation im Fachmagazin Age & Aging haben die Wissenschaftler dabei entdeckt, dass die Lebenserwartung eines Menschen anhand einer Kombination von fünf Blutserummarkern und Lebensstilfaktoren exakt bestimmt werden kann. Ungünstige Blutwerte verkürzen demnach in Kombination mit dem ungesündesten Lebensstil bei Männern das Leben statistisch um 23 Jahre.
Die Wissenschaftler untersuchten im Labor fünf Blutwerte:
Die Blutproben sind von Teilnehmern der Heidelberger EPIC-Studie, an der seit mehr als 20 Jahren über 25.000 Probanden teilnehmen. Das Ziel der gesamteuropäischen Untersuchung ist die Entdeckung von Zusammenhängen zwischen Lebensstilfaktoren wie der Ernährung und Krebs.
Für ihre Studie erstellten die Forscher für alle Probanden ein Profil von lebensstilbezogenen Risikofaktoren, das den Body-Mass-Index (BMI), Risikofaktoren wie das Rauchen und den Alkoholkonsum sowie weitere Faktoren wie die körperliche Aktivität berücksichtigte.
„Berücksichtigten die Forscher allein dieses Profil, so lag die Lebenserwartung von Männern mit dem günstigsten Profil 16,8 Jahre höher als die von Studienteilnehmern mit den ungesündesten Lebensgewohnheiten. Bei den Frauen betrug dieser Unterschied nur 9,87 Jahre“, heißt es in der Mitteilung des DKFZ.
Wenn sowohl der Lebensstil als auch die Serummarker miteinbezogen werden, sterben Männer mit ungünstigsten Werten im Vergleich zur gesündesten Gruppe im Mittel 22,7 Jahre früher. Bei den Probandinnen lag die Differenz lediglich bei 14 Jahren. Laut den Autoren sollen die Ergebnisse dabei helfen, neue Präventionsstrategien zu entwickeln. Zudem haben sie einen gesundheitspädagogischen Wert, können also Menschen zu einem gesünderen Lebensstil erziehen.
„Der voraussichtliche Verlust an Lebenserwartung ist ein geeigneter und leicht verständlicher Messwert, den beispielsweise Ärzte nutzen können, um ihre Patientinnen und Patienten zu motivieren, ungesunde Gewohnheiten aufzugeben. Auch könnten damit Menschen mit besonders hohen gesundheitlichen Risiken identifiziert werden, die von direkten Interventionen profitieren könnten“, konstatiert Bernard Srour.
Age & Aging, doi: 10.1093/ageing/afab271